Oldenburg (epd). Die US-amerikanische Holocaustforscherin Deborah Esther Lipstadt (70) erhält den mit 10.000 Euro dotierten Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg für Zeitgeschichte und Politik. Die in Atlanta im Bundesstaat Georgia lebende Historikerin erhalte die Auszeichnung, weil sie sich "konsequent und unerschrocken für die historische Wahrheit und die Menschenwürde" einsetze, teilte die Stadt Oldenburg mit. Ihre Auftritte gegen öffentlich verbreitete Lügen und Unwahrheiten seien ein ermutigendes Beispiel von Zivilcourage. Lipstadt nehme den Preis am 4. Mai in Oldenburg entgegen.

Lipstadts Einsatz und ihre wissenschaftliche Arbeit seien "getragen von dem tiefen Bewusstsein der gesellschaftlichen und politischen Verantwortung jedes einzelnen Menschen", hieß es in der Begründung der Jury. In der Auseinandersetzung mit Leugnern des Holocaust habe sie ein eindrückliches Zeichen für die Kraft der Vernunft und der Aufklärung gesetzt.

Für internationales Aufsehen habe in den Jahren 1996 bis 2000 ihr gewonnener Rechtsstreit mit dem Holocaust-Leugner David Irving gesorgt, der sogar verfilmt wurde, hieß es. Der Brite habe Lipstadt und ihren Verlag nach Veröffentlichung ihres 1993 erschienenen Buches "Denying the Holocaust" (Den Holocaust leugnen) wegen Beleidigung und übler Nachrede angeklagt. Gemäß britischem Recht oblag Lipstadt die Beweislast. Nach einem mehrjährigen Prozess habe das Londoner Gericht die Klage abgewiesen und Lipstadt und ihrem Verlag recht gegeben.

Lipstadt wurde am 18. März 1947 als Tochter jüdischer Einwanderer in Manhattan geboren. Ihre Mutter stammte aus Kanada, ihr Vater wanderte bereits in den 1920er Jahren aus Deutschland ein. Sie studierte in New York und promovierte 1976 an der Brandeis-University in Massachusetts mit einer Arbeit über den US-Zionisten Louis Lipsky. Seit 1993 ist sie Professorin für Moderne Jüdische Geschichte und Holocaust-Studien an der Emory University in Atlanta. Von 1998 bis 2008 war sie Direktorin des von ihr dort gegründeten Instituts für Jüdische Studien. Ihre Arbeiten über Antisemitismus, den Eichmann-Prozess und die Rolle der amerikanischen Medien während des Zweiten Weltkriegs, insbesondere aber über die Geschichte der Holocaustleugnung, haben sie international bekanntgemacht.

Der Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik erinnert an den Schriftsteller und Pazifisten Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen.
  
Source: Kirche-Oldenburg