Oft mache ich mir Gedanken um unsere Sprache. Um meine eigene,  die von Jugendlichen, die von Menschen in öffentlichen Ämtern und Positionen. Jetzt, im Jubiläumsjahr der Reformation, wird viel über Luthers Beitrag zu unserer Sprache geredet und das finde ich spannend.  Luthers Sprache ist ja manchmal eher derb, sehr direkt, alltagstauglich. Aber, er kennt auch leise, fast lyrische Formulierungen, wie im 139. Psalm. … nähme ich Flügel der Morgenröte und flöge ans äußerste Meer, so würde auch dort deine Hand mich halten …Luther hatte ein Gefühl für Sprache und eine große Sprachkraft.

So wie Rilke, der ja durchdrungen war von Sprache, von Gedanken und Gefühlen, die er in Gedichte umsetzen konnte wie kaum ein anderer. Vieles von dem, was Rilke schrieb, hat seinen selbstverständlichen Platz in unserem Alltag, wie die  Gedichte  „Der Panther „ oder „ Das Karussell.“  Aber:  wem begegnen heute noch Gedichte? Wer liest sie? Zum Glück mehr Menschen, als man meinen könnte. Wenn am Wochenende der kühle, nasse Wind an den schon ein wenig verfärbten Blättern reißt, werde ich beim Spazierengehen an den „Herbsttag“  denken: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben… „

 

Christa Bruns

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