Bremen (epd). Die Bremer Juristin Dagmar Geffken kritisiert anlässlich des Equal Pay Days am Sonntag eine "überhebliche Geringschätzung" für Care-Berufe in der deutschen Gesellschaft. Das müsse sich ändern, forderte die Vorsitzende des Netzwerkes für berufstätige Frauen in der Hansestadt in einem Gastbeitrag für den Bremer "Weser-Kurier". "Warum tun wir uns so schwer, einer Friseurin ein gleich hohes Gehalt zuzubilligen wie einem Kfz-Mechatroniker?", fragte die Fachanwältin für Steuerrecht. Die Anforderungen innerhalb der dualen Ausbildung und während des Arbeitsalltags seien gleich hoch.

"Wir brauchen hier eine Wertediskussion und mehr Akzeptanz in der männlich dominierten Wirtschaft", schrieb Geffken. Bewerbungspraxis und Betriebsführung müssten geändert werden. In den Berufen, in denen Frauen überwiegend beschäftigt seien erfolge zunehmend eine schlechtere Bezahlung mit höherer Belastung. Geffken nannte in diesem Zusammenhang auch Grundschule und Pflege. So würden gut ausgebildete Krankenschwestern auf das Gehalt von Arzthelferinnen heruntergestuft, um im Gesundheitswesen zu sparen.

Auch die Abschaffung der geringfügigen Beschäftigung und der Steuerklassen seien zur Beseitigung der Teilzeitfalle zwingend notwendig. Arbeitsstunden könnten der Lebenswirklichkeit mit Überbelastung zwischen Beruf und Kindererziehung, Pflege der Angehörigen und anderen Notwendigkeiten gleitend angepasst werden.

Frauen haben in Deutschland im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden durchschnittlich 21 Prozent weniger verdient als Männer. In Bremen betrug die Lücke sogar 23 Prozent. Damit blieb der Verdienstunterschied im Vergleich zu 2016 unverändert.

Als wichtigste Gründe für die Verdienstunterschiede nennen die Statistiker unterschiedliche Branchen und Berufe, in denen Frauen und Männer tätig sind, sowie ungleich verteilte Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation. Darüber hinaus seien Frauen häufiger als Männer teilzeit- oder geringfügig beschäftigt. Der Equal Pay Day am 18. März markiert den Termin, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, damit sie auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen kommen.
  
Source: Kirche-Oldenburg