„I have a Dream.“ (Ich habe einen Traum) – Dieser schon zur Legende gewordenen Satz bildete den Kern des Themengottesdienst zur Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit in der St. Paulus Kirche in Friedrich-Augusthütte/Nordenham in der Kirchengemeinde Blexen am 4. Passionssonntag, 11. März. Die Gottesdienstreihe der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg wurde geleitet von Pastorin Anke Claßen, die bei der Predigt von Andrea Feyen unterstützt wurde.

Erinnerung an eine weltberühmte Rede gegen Diskrimierung
Berühmt wurde der Ausspruch „I have a Dream“ durch den amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King, der eine Bürgerrechtsbewegung gegen die praktizierte Diskriminierung von Schwarzen anführte. In der Predigt las die Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte der oldenburgischen Kirche, Andrea Feyen, die denkwürdige Rede vom 28. August 1963 vor, die King während einer großen Demonstration zu Füßen des Abraham Lincoln-Memorials vor dem Kapitol in Washington vor etlichen Tausend Teilnehmenden gehalten hatte, darunter auch 60.000 Weiße.

Abraham Lincoln hatte 100 Jahre zuvor zwar die Sklaverei abgeschafft, doch die Rassendiskriminierung in den USA sah in den 1960ern noch immer getrennte Cafés, Toiletten oder Sitzplätze in Bussen für Schwarze und Weiße vor. Damals habe es Schilder wie „Only for White“ gegeben, erinnerte Pastorin Anke Claßen an die Ungerechtigkeit im Alltag der Schwarzen.

Ein Traum bis zum Tod und darüber hinaus
Dennoch sei Martin Luther King ein glücklicher Mensch gewesen, der sich für seine Ziele eingesetzt hatte bis zu seiner Ermordung am 4. April 1969. King habe an das Gelobte Land geglaubt und daran, dass sich alles irgendwann zum Guten wende. „Sein Traum wurde zum Traum vieler“, bemerkte Claßen. Und dieser Traum werde bis heute fortgesetzt.

Auch heute sei der Berg der Ungerechtigkeit, von dem King einst in seiner Rede sprach, noch nicht ganz abgetragen. Andrea Feyen stellte die Frage nach dem Traum für die Welt in heutiger Zeit. Als Stichworte nannte sie die Eisbären, die schmelzenden Gletscher, den Anstieg des Meeresspiegels, die zunehmende Anzahl an Stürmen, die Überschwemmungen in Bangladesh. Die Träume der Ärmsten dort seien existentielle. Sie stellte die Frage, ob die Gläubigen bereit seien für unbequeme und uncoole Dinge und Fragen wie einst Martin Luther King, um die eigenen Träume zu erreichen. „Wie wäre es, wenn wir denen widersprächen, die behaupten, dass Klimaziele nicht zu erreichen seien?“, fragte die Klimaschutzbeauftragte.

Alle haben die Wahl
Als weitere Beispiele nannte sie das Vermeiden von Müllmengen oder dem Widerstehen von Verlockungen, Rabatten und Billigangeboten. Bei Kleidung oder Werkzeug habe jeder die Wahl und könne zu langlebigen und reparierbaren Produkten greifen. Und Anke Claßen fügte an: „Wir haben eine Wahl und Alternativen zu den Sachzwängen des normalen Alltags.“ In der Fastenzeit könne man die Routine durchbrechen und klimafreundlicher und klimagerechter Handeln.

Fastenbroschüre mit praktischen Tipps
Für die Gottesdienstbesuchenden gab es eine Karte, auf der sie ihren ganz persönlichen Beitrag zum Klimaschutz für die kommende Woche niederschreiben konnten. Und dazu gab es noch für alle Teilnehmenden eine Fastenbroschüre für die sieben Wochen der Fastenzeit. In jeder Woche könne man sich ein anderes kleines Ziel stecken und versuchen, dies zu erreichen, forderte Andrea Feyen zum aktiven Handeln auf.

Das Heft gibt Anregungen mit wöchentlich wechselnden Themen wie dem Innehalten und sich Zeit nehmen, alternative Mobilitätsmöglichkeiten wählen, dem achtsameren Kochen und Essen, dem bewussteren Kaufen und Verbrauchen, dem Energiesparen, dem bewussteren Umgang mit Geld oder dem Einladen von Freunden zu einem öko-fairen Fastenbrechen am Ende der Fastenzeit.  

Konfirmandinnen und Konfirmanden benennen eigene Wünsche
Im Vorfeld hatten sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden bereits im Unterricht mit dem Thema Klimaschutz auseinandergesetzt und Stichworte auf ein Plakat geschrieben, welches im Eingangsbereich der Kirche hing und von den Gemeindegliedern gelesen werden konnte. Unter der Überschrift „Soviel du brauchst“ standen Vorschläge wie „weniger Fleisch essen, mit dem Fahrrad fahren, weniger Strom verbrauchen und bessere Produkte kaufen“. Nicht nur den Konfirmandinnen und Konfirmanden sollte dies als Orientierung gelten, auch den Gläubigen und Wahlberechtigten, die an diesem Sonntag zudem ihren Gemeindekirchenrat wählten.

Der vierte und letzte Gottesdienst dieser Fastenaktion findet am Sonntag, 18. März, um 17 Uhr zum Thema „Energieverbrauch und Klimaschutz“ statt. Pfarrer Edgar Rebbe lädt zu diesem Themengottesdienst in das Gemeindehaus St. Michael, Riesweg 30, Varel-Obenstrohe ein

Ein Beitrag von Beatrix Schulte.

Source: Kirche-Oldenburg