Mitglieder der Kirchenleitungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und des Bistums Münster sind am Donnerstag, 30. November, zum traditionellen Oldenburger Ökumenischen Gespräch zusammengekommen. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag über den demografischen Wandel und die Folgen für die Kirche von Dr. Andreas Mayert vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Ausgehend von dem Impulsreferat von Dr. Mayert und in dem guten und vertrauten Miteinander tauschten sich die Kirchenleitungen aus Oldenburg und Vechta über Ideen aus, die evangelische und die katholische Kirche im Oldenburger Land auch weiterhin attraktiv zu gestalten. Neben dem Erfahrungsaustausch wurde dabei manche Gemeinsamkeit stark gemacht und intensiv diskutiert: Die Bereiche Bewahrung der Schöpfung, Interreligiöser Dialog, Friedensethik und frühreligiöse Erziehung sind Themen, die in der ökumenischen Verbundenheit auch weiterhin vertieft werden sollen.

Demografischer Wandel und die Folgen für die Kirche
In seinem Vortrag über den demografischen Wandel und die Folgen für die Kirche prognostizierte Dr. Andreas Mayert vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD, dass die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche – anders als die Bevölkerung Deutschlands bzw. Niedersachsens – kaum durch hohe Zuwanderung aus dem Ausland zunehmen werde. Im Gegenteil sinke die Mitgliederzahl dadurch, dass die Zahl der Austritte die Aufnahmen übersteige. Auch der Altersaufbau der evangelischen Kirchenmitglieder werde sich durch die hohe Zuwanderung nicht günstiger entwickeln. Vielmehr werde der Altersaufbau künftig ungünstiger bleiben, weil Kirchenaustritte zumeist in mittleren Jahren bei erstmaliger Berufstätigkeit oder beim Aufstieg in höhere Gehaltsklassen erfolgten.

Der im Vergleich zur Gesamtbevölkerung hohe Anteil der über 65-Jährigen bedeute zugleich, dass in der evangelischen Kirche das Verhältnis der Sterbefälle zur Mitgliederzahl in den nächsten Jahrzehnten höher sein werde als das Verhältnis der Sterbefälle insgesamt zur Gesamtbevölkerung. Der im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung geringere Anteil von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter unter den evangelischen Kirchenmitgliedern bedeute zugleich, dass das Verhältnis der evangelischen Geburten zur Mitgliederzahl in den nächsten Jahrzehnten geringer sein werde als das Verhältnis der Geburten insgesamt zur Gesamtbevölkerung. Selbst bei gleicher Taufbereitschaft sinke daher die Zahl der Kindertaufen.

Bei der katholischen Kirche sehe es sehr ähnlich aus, sagte Mayert. Auch die Altersstruktur der katholischen Kirchenmitglieder sei etwas ungünstiger als die der nicht-katholischen Bevölkerung, aber nicht so deutlich wie bei evangelischen Kirchenmitgliedern. Die katholische Kirche profitiere auch stärker von der Zuwanderung aus dem Ausland. Zudem sei die demografische Lücke der katholischen Kirche kleiner. Dies sei ausschließlich auf die höhere Zahl evangelischer Verstorbener zurückzuführen, denn die Zahl der Taufen sei ungefähr gleich.

Ein schwacher Trost sei, dass sich in der oldenburgischen Kirche der langfristige Trend des Mitgliederverlustes bis 2040 mit 0,9 Prozent langsamer vollziehe, als im bundesweiten Vergleich. Dort rechne die EKD mit einem jährlichen Mitgliederverlust von 1,21 Prozent. Auch bliebe das Verhältnis zwischen Gottesdienstbesuch und Kirchenmitglieder bis 2040 auf dem aktuellen Niveau, bilanzierte Mayert.

Am diesjährigen Oldenburger Ökumenischen Gespräch nahmen teil auf evangelisch-lutherischer Seite: Pfarrer Jan Janssen, Vertreter im Bischofsamt, Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, Oberkirchenrätin Dr. Susanne Teichmanis, der Synodale Manfred Pfaus, Pfarrerin Brigitte Gläser und Pfarrer Thomas Adomeit; sowie auf katholischer Seite: der Vechtaer Offizial und Weihbischof Wilfried Theising, Prälat Bernd Winter, Generalvikar Dr. Norbert Köster, Dr. Michael Kappes und Dr. Gabriele Lachner.

Das Oldenburger Ökumenische Gespräch wurde 1966 gegründet und ist der älteste ökumenische Arbeitskreis auf Kirchenleitungsebene in der Bundesrepublik.

Source: Kirche-Oldenburg