Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. So kann man sich auch über verregnete Sommerferien hinwegtrösten. Die trotzige Zufriedenheit mancher Touristen, die im Juli mit Ostfriesennerz und Gummistiefeln über den Strand stapfen und verkünden, wer Urlaub an der Nordsee mache, der wisse doch, worauf er sich einlasse, kann mich als Einheimischen nicht milde stimmen. An den schönsten Tagen des Jahres möchte ich mir beim Baden nasse Füße holen und nicht im Regen stehen, weil der Himmel mal wieder unaufgefordert seine Schleusen geöffnet hat. Schietwetter im Sommer finde ich nicht gemütlich, sondern einfach ungerecht.

Jesus sagt in der Bergpredigt: „Euer Vater im Himmel lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Was heißt schon gerecht? Mal ist es für die Landwirtschaft zu trocken, mal für den Tourismus zu nass. Woanders auf diesem Erdball sehnen sie etwas Regen herbei, der dürre Böden und leere Brunnen benetzt, und ich rege mich über Schietwetter statt Urlaubswetter auf. Gerechtigkeit kann man sich nicht selber machen. Was mir recht ist, muss für andere nicht genauso richtig sein.

Also gut, lasse ich sie mir halt schenken: Lieber himmlischer Vater, lass Gerechtigkeit regnen auf Land und Leute. Wasser marsch!

 

Christian Scheuer

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