Bremen (epd). Mit Forderungen nach gewaltfreien Konfliktlösungen ist am Sonntag in Bremen der ökumenische Stadtkirchentag zu Ende gegangen. Zum Abschluss feierten die Teilnehmer auf dem Marktplatz einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Zum gewaltlosen Weg gehörten Hilfsbereitschaft, Integration, Gastfreundschaft, interreligiöse Dialogbereitschaft und die Überwindung ungerechter Verhältnisse, sagte der mennonitische Friedenstheologe Fernando Enns in seiner Predigt. Zu dem dreitägigen Christentreffen kamen nach Angaben der Veranstalter insgesamt rund 8.000 Besucher.

Politiker und Publizisten hatten zuvor in Foren und Themen-Werkstätten die Kirchen dazu aufgefordert, sich deutlich wahrnehmbar in gesellschaftliche Diskussionen einzuschalten. So warnte Bremens Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) vor einer Wagenburg-Mentalität. Die Kirchen dürften sich nicht in den inneren Diskurs zurückziehen. Die Bremer Philosophie-Professorin Dagmar Borchers forderte, die Kirchen sollten mutige Positionen vertreten. "Das würde sie gerade für junge Menschen attraktiv machen". Der Publizist Guido Schulenberg von Radio Bremen bekräftigte: "Stadtkirche muss wagen, mutig sein, ausprobieren."

Trotz einer fortschreitenden Entkirchlichung sah der Theologe, Publizist und Vatikan-Experte Daniel Deckers positive Aspekte. Außer den Schulen gebe es keine Institution in Deutschland, in der sich so viele Menschen aller Lebensalter, sozialen Schichten und Kulturen begegneten wie in der evangelischen und katholischen Kirche.

Mehr als 50 Veranstaltungen gehörten zum Programm des Stadtkirchentages, der unter dem biblischen Motto "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" stand. Die christlichen Kirchen sähen sich in ökumenischer Zusammenarbeit der gewaltfreien Konfliktbearbeitung verpflichtet, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, am Rande der Veranstaltung dem epd. "Das bewegt mich in den Zeiten zunehmender Gewalt sehr – zumal die Antwort der Politik wieder in Aufrüstung die Antwort sucht", betonte der leitende Bremer Theologe.

Organisiert wurde der Stadtkirchentag von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bremen, der rund 270.000 Gemeindemitglieder angehören. Das Treffen habe der Ökumene in der Stadt neue Impulse geschenkt, bilanzierte die ACK-Vorsitzende und evangelische Pastorin Susanne Kayser: "Es gab viel Bewegung und Begegnungen, die über die üblichen Verbindungen hinausführten."

Brahms ergänzte, der Dialog der Konfessionen sei heute von großem gegenseitigem Respekt geprägt – "trotz bleibender offener Fragen". Eine Herausforderung sei der Fundamentalismus in verschiedenen Kirchen und Konfessionen. "Hier liegt eine Aufgabe der einzelnen Kirchen und für die Ökumene", sagte der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche.

Die Bremer feierten nach 1990 und 2004 den dritten Stadtkirchentag. Der ACK in der Hansestadt haben sich zwölf Kirchen angeschlossen, vier weitere sind als Gäste dabei. Größte Einzelkirche ist die Bremische Evangelische Kirche mit rund 203.000 Mitgliedern.

Mehr Infos: www.stadtkirchentag-bremen.de
Source: Kirche-Oldenburg