Osnabrück (epd). Mit Blick auf die durch das Coronavirus verschärfte Lage in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern fordert der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, eine langfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften. Aktuell laufe die «Pflege im Krisenmodus, es geht, so drastisch es klingt, um das nackte Überleben», sagte Neher der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Die Virusbekämpfung sei jetzt das Wichtigste, so Neher. «Nach der Krise aber müssen wir schauen, was die eingeleiteten Maßnahmen bringen und wo nachgeschärft werden muss.
Wie dringend notwendig Verbesserungen für die Mitarbeitenden wirklich sind, sehen wir ja jetzt», erklärte Neher. «Für jene, die sagen, das koste zu viel, muss diese Krise jetzt ein deutliches Signal sein. Wir dürfen die Menschen, die in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen arbeiten, nicht verheizen, sondern müssen dafür sorgen, dass sie ihren Dienst gut tun können», forderte Neher, der seit 2003 dem Deutschen Caritasverband als Präsident vorsteht.
Die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen seien «letztlich zulasten der Pflegekräfte» gegangen, sagte Neher weiter. «Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Politik schon vor dem Coronavirus heftig gegengesteuert hat, ob es nun die gemeinsame Pflegeausbildung ist, ob es die zusätzlichen Pflegekräfte sind, ob es das Pflegestärkungsgesetz ist. Nur wirken diese vielen Maßnahmen nicht von heute auf morgen», so Neher. Die Krise jetzt wirke wie ein Brennglas, nun gelte es, genau hinzusehen und sich für künftige Zeiten zu wappnen. «Tatsächlich hat man viele Notfallsituationen in der Vergangenheit eher kleingeredet und nicht weiterverfolgt. Das war dumm. Wenn aber bereits der Alltag in der Pflege und in den Krankenhäusern knapp an der Kante entlanggenäht ist, verschärft eine solche Krise, wie wir sie nun erleben, die bestehenden Probleme logischerweise noch mehr. Wir müssen in Zukunft besser vorbereitet sein», forderte Neher.
Der Bundesregierung attestierte Neher eine überlegte und klare Krisenpolitik, auch in Bezug auf wirtschaftlich notwendige Maßnahmen zur Krisenbewältigung. «Das gilt im Großen und Ganzen auch für die Sicherung von sozialen Einrichtungen. Aber: Als freie Wohlfahrtspflege haben wir erst über intensivste Lobbyarbeit deutlich machen müssen, dass in einem solchen Schutzschirm nicht nur die Belange der freien Wirtschaft wichtig sind, sondern eben auch die der sozialen Einrichtungen und Dienste. Hiervon sind sehr viele Menschen im Land betroffen. Darauf mussten wir allerdings erst lautstark aufmerksam machen, was mich, gelinde gesagt, sehr ärgert.»
Der Deutsche Caritasverband ist der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche in Deutschland und Träger von rund 25.000 Einrichtungen, darunter des Gesundheitswesens sowie der Kinder- und Jungendhilfe. Mit rund 660.000 Beschäftigten ist der Caritasverband Deutschlands größter privatrechtlicher Arbeitgeber.
Source: Kirche-Oldenburg