Oldenburg (epd). Die Schriftstellerin Kirsten Boie hat eine bessere Leseförderung angemahnt. «Menschen, die nicht lesen können, haben in unserer Gesellschaft auf keinem Gebiet Perspektiven», sagte sie der Oldenburger «Nordwest Zeitung» (Donnerstag). Beruflich und auch im Alltagsleben sei dies die größte Einschränkung überhaupt. Für die Demokratie sei dies gefährlich, «weil Meinungsbildungsprozesse bis heute zum großen Teil in der Auseinandersetzung mit Texten stattfinden». Die fehlende Fähigkeit, lesen zu können, «ist nicht nur für den einzelnen Menschen eine Katastrophe, sondern auch für die Gesellschaft».
Weil Kinder heute in einer visuellen Kultur aufwüchsen, sei es wichtig, ihnen das Lesen nahezubringen, sagte Boie. Es sei gut, wenn Kinder dies noch vor der Schule erlebten «und auch wissen, wenn sie lesen lernen, wozu sie das können wollen», betonte die in Hamburg lebende Schriftstellerin. «Das fehlt den Kindern, denen nie vorgelesen wurde.»
Kinder sollten Boie zufolge bereits in der Kita lernen, wie sie mit Geschichten und Büchern umgehen können. Dies müsse in der pädagogischen Ausbildung unbedingt stärker verankert werden. «Auch, dass sich die Erzieherinnen und Erzieher das Vorlesen zutrauen.»
Nicht alles könne über das Visuelle aufgenommen werden, unterstrich die Bestseller-Autorin. «Es gibt keinen Ausbildungsberuf, den ich erlernen kann, wenn ich nicht sinnentnehmend lesen kann.» Das bedeute, dass der Leser hinterher auch wisse, was er gelesen hat. «20 Prozent unserer Kinder können das mit zehn Jahren noch nicht.»
Kirsten Boie hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher geschrieben und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. Bekannt wurde sie unter anderem mit der Reihe «Ritter Trenk». 2006 erhielt sie eine Professur für Poetik an der Universität Oldenburg.
Source: Kirche-Oldenburg