Oldenburg/Leer (epd). Die evangelischen Kirche im nordwestlichen Niedersachsen müssen weniger Corona-bedingte Kirchensteuerausfälle verkraften als zunächst befürchtet. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg habe in 2020 rund 68,8 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen, sagte Kirchensprecher Dirk-Michael Grötzsch am Freitag. Das seien rund 3,5 Millionen Euro oder etwa 4,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Noch im vergangenen November hatte Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis für die oldenburgische Kirche vor einem zu erwartenden Einbruch der Kirchensteuern um mindestens 6,6 Prozent gewarnt und eine strenge Ausgabendisziplin angemahnt. Grötzsch unterstrich, dass die Kirchensteuern aus den Kapitalerträgen der Mitglieder in den aktuellen Berechnungen noch nicht berücksichtigt werden konnten.

Die Evangelisch-reformierte Kirche rechne ebenfalls mit einem Rückgang der Kirchensteuern um etwa 4,8 Prozent, sagte der Leiter der Finanzabteilung, Gerhard Plenter. Die Verluste seien jedoch zu verschmerzen, da die Finanzplanung bereits mit einem Minus von fünf Prozent kalkuliert habe: «Wir müssen nichts streichen oder kürzen. Aber wir können für das Jahr 2020 weniger Geld in die Rücklagen geben als wir möchten.»

Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sanken die Einnahmen bei den 20 deutschen Landeskirchen im vergangenen Jahr insgesamt um etwa 5,5 bis 8,5 Prozent. Zu den Rückgängen bei der Kirchensteuer trägt in der Corona-Zeit vor allem die Kurzarbeit bei, denn auf das Kurzarbeitergeld wird keine Steuer und somit auch keine Kirchensteuer erhoben. Diese ist an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt.

In den vergangenen Jahren waren die Kirchensteuereinnahmen trotz sinkender Mitgliederzahlen gestiegen. Langfristig wird sich die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder aber auch auf die Finanzen auswirken. Laut einer Prognose von Freiburger Forschern könnte sich die Finanzkraft der Kirchen bis 2060 halbieren.

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Corona: Kirchen im Nordwesten nehmen weniger Kirchensteuern ein