Hannover/Berlin (epd). Die niedersächsische Landesarmutskonferenz sieht in der durch die Corona-Pandemie weiter befeuerten Spaltung zwischen Arm und Reich «sozialen Sprengstoff». Für die Bundesregierung müsse der soziale Ausgleich eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre sein, forderte Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze am Montag in Hannover. Er bezog sich auf eine am Montag in Berlin veröffentlichten Erhebung der Entwicklungsorganisation Oxfam, wonach weltweit und auch in Deutschland die Konzentration der Vermögen weiter zugenommen hat.

 

Dem Bericht zufolge haben in Deutschland die zehn reichsten Personen ihr Vermögen seit Beginn der Pandemie von umgerechnet rund 125 Milliarden Euro auf etwa 223 Milliarden Euro gesteigert. Dieser Gewinn entspreche annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent, also von 33 Millionen Deutschen.

 

Gleitze betonte, gleichzeitig erreiche die Armutsquote in Deutschland mit etwa 16 Prozent und mehr als 13 Millionen Menschen einen Höchststand. Die Bundesregierung habe zwar während der Pandemie «zig Milliarden zur Stützung der Wirtschaft zur Verfügung» gestellt, davon profitierten aber vor allem Konzerne und Aktienbesitzer. «Für Arme blieben Peanuts: Einmalig 150 Euro Hartz-IV-Zuschlag, ein geplanter Heizkostenzuschlag von 135 Euro für Wohngeldempfänger und zynische 0,7 Prozent mehr Hartz-IV und Grundsicherung ab dem ersten Januar 2020.»

 

Arme Menschen fühlten sich von der Politik abgehängt und nicht wahrgenommen, unterstrich Gleitze. Sie gingen aus Frust und Resignation auf Distanz zu Staat und Gesellschaft. Er forderte eine gerechtere Steuerpolitik, die erneute Einführung einer Vermögenssteuer, eine Erhöhung der Regelsätze für Hartz-IV und Grundsicherung auf 600 Euro sowie eine Corona-Einmalzahlung von 1.000 Euro für Arme.

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Landesarmutskonferenz: Pandemie sorgt für sozialen Sprengstoff