Die Personaldecke bei den Hauptamtlichen wird immer enger, Ehrenamtliche lassen sich immer schwieriger für langfristige Aufgaben begeistern und in den Kassen gähnende Leere – auch vor Corona mussten die Aktiven in den Kirchengemeinden bereits kräftig strampeln, damit es in den Gruppen und Kreisen halbwegs rund lief. Mittlerweile hat sich die Situation noch verschärft: mit den Auswirkungen der Pandemie, mit dem Krieg in der Ukraine, mit Energiekrise und Inflation erlebe man derzeit eine „Mehrfachproblematik, unter deren Wolkendecke es extrem aufwendig sei, ein einigermaßen funktionierendes Gemeindeleben aufrecht zu erhalten, berichtete Kreispfarrer Christian Scheuer bei der Herbstsynode im Ev.-luth. Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven, die am Samstag, 12. November, in Wilhelmshaven tagte. Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker überbrachte die Grüße aus Oldenburg. 
 
„Nach der Pandemie keimen einige zarte Pflänzchen wieder, es sind aber viele Lücken entstanden und alles ist noch sehr verletzlich. Wir müssen jetzt mit ganz viel Augenmaß vorgehen und dürfen nicht mit den Heizungen zugleich auch das Gemeindeleben abdrehen“, mahnte Scheuer. 

Für das kommende Jahr wird ein besonderer Fokus auf den Lektorendienst gelegt. Zum einen sollte man hier niedrigschwelliger vorgehen, allein der Begriff Lektor trifft wohl nicht mehr ganz den Zeitgeist. Es sollen Schulungen für Leseinteressierte angeboten werden, um Stimme und Atem zu trainieren und um ein Gemeinschaftserlebnis zu fördern – Dinge, die lange nicht möglich waren. Im Zuge der Energiesparmaßnahmen sollen auch Bewegungsmomente in die Gottesdienste eingebunden werden. 

Weiteres Thema waren die Finanzen: hier gibt es noch viel Unsicherheit zum Thema Umsatzsteuer, die ab Januar in den Kirchengemeinden anfällt. 

Im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven wird zum Jahreswechsel ein Trägerverbund installiert, der die professionelle Geschäftsführung für die evangelische Familienbildungsstätte und für die Kindertagesstätten übernimmt. In diesem Zusammenhang ging es um Personalfragen, alle anderen Details wurden in den vergangenen beiden Jahren geklärt. Im Kirchenkreis geht es dabei um rund 350 Mitarbeitende, die betroffen sind, bei allen sollen die Arbeitsverträge übergeleitet werden. 

Im nördlichen Kirchenkreis wollen sich im Wangerland zunächst sieben bisher selbstständige Kirchengemeinden zum 1. Januar 2023 zusammenschließen und eine große Kirchengemeinde bilden, nach den Wahlen zum Gemeindekirchenrat sollen Mitte 2024 zwei weitere Gemeinden hinzukommen. In der Synode berichteten Pfarrer Jürgen Walter und der Synodale Lübbo Meppen über die einzelnen Schritte. Mit Enthusiasmus allein sei es nicht getan. Wichtigste Voraussetzung für den Erfolg sei eine Vision, ein gemeinsames Ziel. Seit mehr als vier Jahren arbeiten die Kirchengemeinden im Wangerland an dem Zusammenschluss, ein Weg, der vielen anderen Gemeinden noch bevorsteht. Wohl deshalb wurde auch ausführlich diskutiert und die 51 anwesenden Synodalen nahmen etliche gute Tipps mit in die eigenen Gemeinden.   

In seinem Grußwort dankte Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker dem Kirchenkreis und seinen Gemeinden für die engagierte Arbeit. Dann ging er auch auf aktuelle Themen ein. Angesichts mehrerer personeller Abgänge an der Spitze der Kirche zeigte sich Mucks-Büker selbstkritisch: „Wir möchten jetzt eine Phase herbeiführen, die uns Zeit gibt, um aus Fehlern, die offenkundig auch passiert sein, zu lernen. Unsere Kirche ist enorm im Umbruch, das gilt auch für den Kirchenkreis ebenso wie für die Gesamtkirche.“

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Kirche-Oldenburg
Perspektiven für ein gelingendes Gemeindeleben