Jürgen Klopp ist einer der populärsten Fußballtrainer in Europa. Was ihn von vielen Kollegen unterscheidet, ist die Fähigkeit, über Fußball fast wissenschaftlich zu dozieren und sich gleichzeitig wie ein Kind zu freuen oder zu ärgern. Klopp steht für Erfolge, für Emotionen und Entertainment. Grundlage dafür ist seine öffentlich kaum bekannte, ernste und nachdenkliche Seite. Und der Glaube. Für viele Spitzensportler bedeutet „Glaube“ der unbedingte Glaube an die eigene Stärke. Für Jürgen Klopp steht das Wort für den Glauben an Gott. Dabei geht es nicht um Unterstützung in einem wichtigen Spiel, sondern darum, sich bei all dem extremen Leistungsdruck selbst wiederzufinden. „Der Glaube an Gott“, sagt der gebürtige Stuttgarter, „ist wie ein Fixstern, der immer da ist.“
Klopp kennt alle Seiten des Profifußballs. Als Trainer hat er mit Borussia Dortmund das Champions-League-Finale in London erreicht. Er war Meister, Pokalsieger und hat deshalb die freie Auswahl auf beinahe jeden prominenten Trainerjob. Aber er hat auch den staubigen Alltag in der zweiten Liga erlebt. In Mainz, bei den 05ern. Erst als Spieler, danach, mit nur 34 Jahren, als Trainer. Der FSV Mainz 05 war ein vergleichsweise armer Club, für den es zu dieser Zeit schon ein Riesenerfolg war, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Was selten genug vorkam.
Klopp, Jahrgang 1967, war früh klar, dass er seinen eigenen, einen für die Branche untypischen Weg gehen muss. Er selbst war ein durchschnittlich begabter Spieler, der nie in der ersten Bundesliga gespielt hat. Sein Fazit: „Ich hatte das Talent für die Landesliga und den Kopf für die Bundesliga. Herausgekommen ist die zweite Liga.“ Ein Mann mit einem Diplom als Sportwissenschaftler, anfangs jedoch ohne gültige Trainerlizenz. Aber Klopp hat Visionen und bewundert Menschen, die den ihren auch gegen größte Widerstände treu bleiben. Und das gilt auch jenseits des Fußballplatzes.
Martin Luther etwa nennt er „ein Vorbild“. Und wie Jürgen Klopp eben so spricht: „Ich mag Luther, weil er für die Unterprivilegierten und Ausgeschlossenen gekämpft hat.“ Das kommt ihm locker und zugleich ernsthaft über die Lippen. Ein Fußballtrainer, der sich nicht scheut, über Religion und Glauben zu sprechen. Er ergänzt: „Der Glaube war nicht von Kindheit an gewiss, er ist irgendwann zu mir gekommen.“
Klopp fällt dies leicht, weil er niemanden überzeugen will und muss. Es sind seine persönlichen Gedanken. Er weiß, worüber er redet. Seine Art, religiös zu sein, am kirchlichen Angebot teilzuhaben, spielt sich fernab der TV-Kameras im Privatleben ab. Wer ihn aber nach dessen Bedeutung für seine Persönlichkeit fragt, bekommt eine klare Antwort: „Der Glaube führt mich durchs Leben, ist meine Leitlinie und Reißleine.“

Source: Kirche-Oldenburg