Am Freitagmorgen haben der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher und der Emder Oberbürgermeister Bernd Bornemann das Geschichtenmobil der EKD aus Emden verabschiedet. 36 Stunden war der große himmelblaue LKW-Truck am Hafentor am Ratsdelft zu Gast. Das Team zeigte in seinem Multimedia-Mobil Geschichten der Reformation aus ganz Europa und sammelte neue Geschichten aus Emden ein. Nächste Station ist Deventer in den Niederlandes, am 20. Mai endet die Reise des Trucks bei der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg.
Motto der drei Tage des Europäischen Stationwegs in Emden war „Ich bin fremd gewesen. 500 Jahre Reformation – 500 Jahre Migration“. Wie eng Flucht und Reformation zusammenhängen, wer auch Thema einer Talkrunde in der Johannes a Lasco Bibliothek. Dort forderte der Politikwissenschaftler Torsten Moritz, dass sich die Kirchen in Europa bei ihren Regierungen stärker für die europäische Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einsetzen sollten. „Es ist nicht richtig, dass private Rettungsschiffe wie die ‚MS Aquarius’ oder die ‚Iuventa’ raus fahren müssen, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten“, sagte er am Donnerstagabend in Emden. Das sei eine europäische Aufgabe. Moritz ist Geschäftsführer der christlichen Migrationskommission CCME in Brüssel. Ziel der christlichen Migrationskommission sei es, die EU-Abgeordneten von einer Flüchtlingspolitik zu überzeugen, die sich stärker an den Menschenrechten orientiert, so Moritz. Derzeit herrsche in Brüssel jedoch die Meinung vor, dass „die Festung Europa“ geschlossen werden müsse.
Der gastgebende Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, erinnerte an die Geschichte Emdens, das im 16. Jahrhundert ein Vielfaches der eigenen Bevölkerung als Glaubensflüchtlinge aufgenommen habe. Wie gut damals die Integration geklappt habe, zeige sich am Siegel der reformierten Kirche, erläuterte Heimbucher: Rund 100 Jahre nach dem Höhepunkt der Fluchtbewegung in Emden stifteten die Nachfahren der Migranten als Dank ein Portal für die „Große Kirche“. Es zeige in einem Relief Emden als ein rettendes Schiff, das „Schepken Christi“. Ein Abbild des „Schepkens“ diene heute als Siegel der reformierten Kirche.
Der Oldenburger Bischof Jan Janssen verwies auf die enge Verbundenheit der drei evangelischen Kirchen im Nordwesten. „Es berührt mich sehr, dass wir mit so großer Freundlichkeit hier zusammen wirken können.“ Im 16. Jahrhundert hätten die Unterschiede zu Streit und Konflikten geführt. Heute könnten die Kirchen in einer protestantischen Ökumene zusammenarbeiten, „ohne die Unterschiede zu verwischen“.
Auch die Stadt Bremen habe im 16. Jahrhundert viele Glaubensflüchtlinge aufgenommen, sagte der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Schriftführer Renke Brahms. Damals wie heute seien die Flüchtlinge auf freiwillige Helferinnen und Helfer angewiesen.
Source: Kirche-Oldenburg