Das Wetter und der Tee. Gefragt, was er nach den vier Wochen in Deutschland am meisten vermissen wird, sind es diese zwei Dinge, die Pastor Samuel Nyonyoh zuerst einfallen. Nyonyoh war im Rahmen des Programms „Sichtwechsel“ der Norddeutschen Mission zu Besuch bei Pastor Thomas Perzul in Elisabethfehn. Beide kannten sich schon aus der Zeit, die Perzul in Ghana verbracht hatte.

Denn die Idee bei diesem Programm ist es, dass sich Pastorinnen oder Pastoren aus Deutschland sowie Ghana und Togo gegenseitig über einen Zeitraum von vier Wochen besuchen. In dieser Zeit beteiligen sich an der jeweiligen Arbeit ihrer Kollegin/ihres Kollegen und betrachten gegenseitig die Arbeit unter Leitfragen ökumenisch-missionarischer und entwicklungspolitischer Verantwortung der Kirchen.

Nyonyoh ist sich sicher, die Erfahrung im Austausch mit Perzul und seine Zeit in Deutschland werden seinen Dienst verbessern. Beide betonen aber auch: „Man kann nicht einfach Elemente von Ghana nach Deutschland oder von Deutschland nach Ghana versetzen und erwarten, das es dann funktioniert.“ So lebendig etwa die Gottesdienste in Ghana durch den Einsatz von Trommeln und Tanz sind, „in Norddeutschland würde das nicht funktionieren“, betont Perzul.

Beide Pastoren sind aber sehr froh, intensiv die Kultur des jeweils anderen kennengelernt zu haben. „Es tut gut, zu sehen, wie Menschen in anderen Teilen der Erde leben“, sagt Nyonyoh. Und Perzul ergänzt: „Die Zeit in Ghana hat mich verändert.“ Dabei seien neben den Eindrücken vor allem die Gespräche wichtig gewesen. Und so ist es auch in Deutschland.

Nach ihren Tagen mit Besuchen im Hospiz, im Kindergarten oder im Konfirmandenunterricht, nehmen sich Perzul und Nyonyoh immer Zeit, über das Erlebte zu sprechen und dabei kulturelle Besonderheiten zu erklären.

Nyonyoh ist nach den vier Wochen vor allem vom deutschen Bildungssystem begeistert. Diese Strukturen fehlten in Ghana noch. Dort seien die meisten Schulen kirchliche Einrichtungen. Dennoch berichtet er voller Stolz, dass sich die Lebenssituation in Ghana derzeit verbessere und auch immer mehr Kinder die Möglichkeit hätten, zur Schule zu gehen. „Ich glaube wir sind eines der friedlichsten Länder in Afrika“, erzählt er zufrieden.

In der Hauptstadt Accra wird Nyonyoh, der seit fünf Jahren Pastor ist, wieder für seine etwa 300 Mitglieder zählende Gemeinde der Evangelical Presbyterian Church zuständig sein. Den Kontakt zu Thomas Perzul will er weiter halten, so wie schon zwischen den Besuchen: Per Mail und WhatsApp. Die ungewohnte Kälte in Deutschland wird Nyonyoh zu Hause wohl nicht mehr so stark vermissen. Den schwarzen Tee nach dem Gottesdienst schon länger.

Ein Beitrag von Kerstin Kempermann, Evangelische Zeitung, Redaktion Oldenburg.

Source: Kirche-Oldenburg