Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums wurde am Samstag, 20. Mai, die Weltausstellung Reformation in Wittenberg feierlich eröffnet. 16 Wochen lang präsentieren sich nun Kirchen und Hilfsorganisationen aus aller Welt in sieben Themenfeldern um die Altstadt – den sogenannten „Toren der Freiheit“. Bischof Jan Janssen war zum Auftakt der Ausstellung unter freiem Himmel in die Lutherstadt gekommen. Mit ihm sprach am Rande der Eröffnung Weltausstellung Reformation in Wittenberg Christina Özlem Geisler.
Bischof Janssen, wie haben Sie die Eröffnungsfeier erlebt?
Bischof Jan Janssen: Es ist ein unglaublich freundlicher Tag, der sich über Wittenberg erhebt! Mein erster Eindruck beim Schlendern in die Stadt waren entspannte Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen und sich trotzdem zugewandt begegnen. Dann ein schöner Gottesdienst, frisch, kurz, ohne lange Reden, sondern auf den Punkt gebracht – ein ermutigender Auftakt, der Lust macht auf die kommenden Monate.
Wittenberg hat sich in den vergangenen Wochen baulich und atmosphärisch sehr verändert.
Bischof Jan Janssen: Ja, die Stadt hat sich für ihre Gäste fein gemacht. Gemeinsam mit unseren Nachbarkirchen aus Bremen und den Reformierten in Ostfriesland gehörten wir zu den Ersten, die Wittenberg für dieses Jahr sozusagen gefüllt haben. Durch unseren Laden „denkbar“ haben wir eine ganze Menge an Besuchen in die Lutherstadt unternommen. Die Veränderungen hier sind spürbar, aber wirken auch unangestrengt. So als hätten die Menschen Lust und Neugier auf die Begegnungen mit Christenmenschen, die aus aller Welt und hoffentlich auch aus dem Nordwesten kommen.
Die Weltausstellung steht unter dem Titel „Tore der Freiheit“. Was verbinden Sie damit?
Bischof Jan Janssen: Es ist ein schönes Symbol für ein Reformationsjubiläum, die Tore einer Stadt in den Blick zu nehmen: Tore als Grenzmoment, als Schaltstelle zwischen innen und außen. Unserer Kirche tut es gut zu schauen, wer im Tor steht, wer durch das Tor kommt oder auch selber hinaus und auf Menschen zuzugehen. Tore der Freiheit sind Orte, an denen man sich über Nationen, Grenzen und Sprachen hinweg begegnet. Mit diesem Eindruck fahre ich zurück nach Hause und werbe dafür, dass sich die Menschen aus unserer Landeskirche auf den Weg nach Wittenberg machen, um diese Tore der Freiheit zu sehen und zu erleben.
…und auch etwas davon in den Gemeindealltag daheim zu integrieren?
Bischof Jan Janssen: Die Tore hier stehen auch dafür, unsere Ost-West-Geschichte in Erinnerung zu rufen. Gerade im Westen haben wir eine Verantwortung, diese gemeinsame Geschichte wahrzunehmen und aus ihr zu lernen. Und besonders jetzt können wir davon lernen, dass wir unsere Grenzen nicht zumachen, sondern öffnen und Gastfreundschaft üben. Kirchen und Gemeinden sind immer in der Gefahr, unter sich zu bleiben. Die Türen und Fenster aufzumachen ist etwas, das man sich hier anschauen und für den Alltag in der Gemeinde mitnehmen kann.
Auf welche Angebote in der denkbar freuen Sie sich besonders?
Bischof Jan Janssen: Wir werden diesen Sommer eine Lesereihe machen mit Autoren, die in den vergangenen Jahren den evangelischen Buchpreis gewonnen haben. Diese Abende werden in der denkbar, aber auch an anderen Orten in Wittenberg stattfinden, zum Beispiel in der Aula des Gymnasiums. Vielversprechend ist dabei eine Veranstaltung mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie am 15. Juni, darauf freue ich mich sehr. Aber schon allein die Begegnung mit unserem Volunteer aus Costa Rica ist spannend und ich hoffe, dass viele junge Menschen zu uns kommen, um miteinander in Wittenberg Erlebnismomente der Freiheit zu sammeln.
Das Gespräch führte Christina Özlem Geisler.
Source: Kirche-Oldenburg