Dass Claus Blome ausgerechnet an diesem Sonntagabend gut 250 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt in der Gethsemane-Kirche in Bakum sitzt, ist kein Zufall. „Wir haben den Besuch bei unseren Verwandten extra verlegt, um bei dem Gottedienst dabei zu sein“, verrät der Kölner. Der heutige Gottesdienst in Bakum ist einer von insgesamt 17, die Bischof Jan Janssen bis zum Refomationstag in den kleineren Kirchengemeinden im Oldenburger Land feiern will. „Ein feste Burg – ein frischer Blick“ lautet der Name der Reihe, in der 17 Grundfragen evangelischen Glaubens auf 17 Lutherlieder treffen.

Hier in Bakum, zweite Station und mit gerade einmal 640 Seelen die kleinste eigenständige Kirchengemeinde im Landkreis Vechta, predigt der Bischof am Trinitas-Sonntag über „Des rechten Glaubens Trost“ (EG 518,3). Über einen Gott, der uns hoffen lässt, an den wir uns wenden können, wie Martin Luther feststellt. Gott, betont Bischof Janssen in seiner Predigt, schaue zuerst gnädig, nicht zornig auf uns. So wie Jesus nachsichtig und aufmunternd auf den Pharisäer Nikodemus blickt (Johannes 3, 1-8), als dieser mit der Aufforderung zum „erneuten Geborenwerden“ zunächst nur wenig anfangen kann: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3)

Spricht Jesus zur weiteren Erklärung von einem erneuten Geborenwerden aus „Wasser und Geist“, sei dies ein deutlicher Hinweis auf die Taufe als neue Lebensquelle, so Bischof Jan Janssen. Jesus ermutige seine Gesprächspartner, „sich die Kraft des Heiligen Geistes gefallen zu lassen als des rechten Glaubens Trost, der uns zur Taufe zugesprochen wurde und den wir mit Wasser und Geist  empfangen haben.“ Es sei eine Kraft, die auch in Bakum in allem Mitgestalten und Beteiligen wirke. „Lassen wir doch diese Kraft, diesen Wind, dieses Feuer wirksam werden – mitten wir im Leben sind“, appelliert Bischof Janssen zum Abschluss an seine Zuhörer, die an diesem Abend nicht nur aus Mitgliedern der evangelischen Kirche bestehen.

Der Termin sei auch in der katholischen Kirchengemeinde Bakums auf großes Interesse gestoßen, berichtet Pfarrer Karsten Hilgen beim anschließenden Beisammensein im Gemeindehaus. Mehrfach hätten ihn in den vergangenen Wochen Christen beider Konfessionen darauf angesprochen. Er selbst bezeichnet die Reihe als „tolle Entscheidung“, freut sich, dass dadurch kleinere Gemeinden mehr Beachtung finden.

Erika Fischer sieht das ähnlich. „Veranstaltungen wie diese tragen dazu bei, dass unser evangelisches Profil auch hier in der Diaspora im Oldenburger Münsterland gesehen wird“, ist das Mitglied des Gemeindekirchenrates überzeugt. Es sei schön, wenn kleinere Gemeinden auf eine solche Weise positive Unterstützung bekämen, ist sie sich mit ihrer Tischnachbarin Edeltraud Walkemeier einig. Den Gottesdienst in Bakum besucht die Gläubige aus Vechta häufiger, genießt die gemütliche Kirche, die familiäre Atmosphäre. Die Gelegenheit, den Bischof einmal live zu sehen, habe sie sich nicht entgehen lassen wollen, erklärt Edeltraud Walkemeier schmunzelnd, warum sie sich auch an diesem Abend auf den Weg von Vechta nach Bakum gemacht hat.

Gut anderthalb Stunden sitzen die beiden Frauen und andere Gottesdienstbesucher im Gemeindehaus noch mit Bischof Janssen und Pfarrer Hilgen zusammen, trinken Wein, reden. Er wolle sich einfach unter die Menschen mischen, macht der Bischof deutlich. Gespräche führen, statt Reden schwingen. Auch Claus Blome ist noch geblieben. Die Predigt sei berührend, er selbst vom Gottesdienst sehr angetan gewesen, sagt der Kölner. Der verschobene Besuch in Bakum – er hat sich offenbar gelohnt.
Melanie Thiel de Gafenco
Source: Kirche-Oldenburg