Wie es gelingen kann, nach Gottes Geboten zu Leben war das Thema einer Predigt, die der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, am Sonntagabend in der St.-Marien-Kirche in Warfleth (bei Berne) hielt. Im Reigen von 17 Abendandachten anlässlich des Reformationsjubiläums besucht Bischof Janssen in der Zeit zwischen Pfingsten und dem Reformationsfest zahlreiche kleinere Gemeinden, die sonst nicht so sehr im Fokus stehen, um dort unter dem Motto „Ein feste Burg – ein frischer Blick“ auf verschiedene Aspekte des Glaubens ein neues Licht zu werfen. Dabei steht immer ein Lied von Martin Luther im Mittelpunkt. In Warfleth nutzten zahlreiche Gläubige die Möglichkeit, „ihren Bischof“ predigen zu hören. „Wir freuen uns sehr, dass wir eine der 17 Stationen des Reformationsreigens sind“, sagte Pfarrer Ingmar Hamann bei der Begrüßung.
In Warfleth predigte Bischof Janssen zu Luthers Lied „Wie man vor Gott Leben soll“. In dem Lied nimmt sich Martin Luther ein Kernstück des Glaubens vor, übersetzt es in die aktuelle Sprache seiner Zeit, macht es verständlich und zugänglich. „Sein Lied hilft lernen: die Zehn Gebote in ihrem wenn auch nicht wörtlichen Wortlaut prägen sich gesungen besser ein. Und zugleich lässt sich beim Singen etwas über ihre Bedeutung lernen, indem Luther sie für aktuelle Zeitgenossen nicht nur übersetzt, sondern auch überträgt, also akzentuiert, deutet, erklärt“, machte Bischof Janssen deutlich. „Kurz gesagt, entwickelt Luther aus den Zehn Geboten eine Ethik mit Weltbezug für den Hausgebrauch. Die Haltung des Glaubens an den gnädig zugewandten Gott führt zur Liebe im Handeln im Miteinander mit Gott und Mensch.“
Luther nutzte sein Lied nicht nur, um die Gebote Gottes deutlich zu machen, sondern auch um auf die aktuellen Missstände seiner Zeit hinzuweisen, erläuterte Janssen in seiner Predigt. Und er belässt es nicht nur beim benennen der Verbote sondern zeigt auch positive Alternativen auf. „Sein Verbot der Stunde ist das Wuchern – also das Zinsnehmen auf Kosten von Schweiß und Blut anderer Menschen, die aus dem Teufelskreis der Verschuldung nicht mehr herausfinden. Zugleich nennt er aber wieder ein zeitloses Gebot: unsere Hand auftun für diejenigen, die weniger bis nichts haben (EG 231,8). Auch das falsche Zeugnis, die Lüge, soll nicht sein, wird aber positiv um aktuelle und aktive Dimensionen ergänzt: es gilt, die Unschuld Anderer zu retten, auf fiese Gerüchte zu verzichten, Menschen vom Pranger auch in den sozialen Medien wegzunehmen und vor Schand-Mäulern Schutz zu geben“, sagt Janssen und zeigt damit auch Bezüge zu unserer Zeit auf.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kantorin Kantorin Natalia Gvozdkova an der Orgel und den Altenescher Kirchturmkrähen unter der Leitung von Tobias Schmidt gestaltet. Weiterhin wirkte Erika Stachura als Lektorin mit. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es vor der St.-Marien-Kirche Gelegenheit zum Gedankenaustausch.
Ein Beitrag von Kerstin Kempermann
Source: Kirche-Oldenburg