Osnabrück/Hannover (epd). Die Diskussion über die Corona-Bürgertests und über geeignete Maßnahmen gegen die steigenden Infektionszahlen geht weiter. So hält der Ärzteverband «Marburger Bund» die kostenlosen Tests sowie die Impfzentren in Deutschland im Sommer nicht mehr für erforderlich. «Das Ende der kostenlosen Bürgertests ab Juli ist nachvollziehbar und konsequent, denn es wurde ja auch die Isolation nach einem Positivtest in die Verantwortung der Bürger gelegt», sagte die Vorsitzende Susanne Johna der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Sonnabend).

 

Tests in Krankenhäusern und Heimen seien aber weiterhin notwendig. Sie müssten vor Ort stattfinden und kostenlos für die Besucherinnen und Besucher sein. Das müssten die Einrichtungen erstattet bekommen. Auch die Corona-Impfzentren seien derzeit weitgehend verzichtbar, denn die Hausärzte hätten ausreichend Kapazitäten für Impfungen, sagte Johna. Die kostenlosen Corona-Bürgertests werden nach derzeitigem Stand bis zum 30. Juni finanziert. Danach läuft die Verordnung aus.

 

Unterdessen plädierte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, für regelmäßigere Kontrollen der Pflegeeinrichtungen durch die Gesundheitsämter. Die Durchsetzung der Infektionsschutzkonzepte dürfe man nicht internen Fachkräften überlassen. «Hygienemaßnahmen brauchen die regelmäßige externe Überprüfung und Beratung durch staatliche Behörden», sagte er dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Sonnabend).

 

Der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, sagte, wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen benötigten die Gesundheitsämter wieder mehr Mitarbeiter für die Kontaktnachverfolgung. «Wir brauchen dafür jetzt ein Umdenken und nicht erst mitten in der Sommerwelle, wenn es zu spät ist», sagte er dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Sonnabend).

 

Die Gesundheitsämter hätten ihren Personalstand mittlerweile wieder heruntergefahren. Eine Kontaktnachverfolgung sei nur noch für Risikogruppen möglich. Nießen forderte die sofortige Ausschüttung der zusätzlichen Mittel für die Gesundheitsämter. Zwei Drittel der versprochenen vier Milliarden Euro aus dem Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst stünden noch aus.

 

Angesichts einer sich gerade aufbauenden Infektionswelle vor allem durch die Omikron-Subvariante BA.5 hatten in den vergangenen Tagen mehrere Verbände gefordert, die kostenlosen Corona-Bürgertests beizubehalten. In Niedersachsen sprachen sich unter anderem die Ärztekammer, die Diakonie und der Sozialverband Deutschland dafür aus. Auch Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) setzte sich dafür ein. Bei der Finanzierung sieht sie allerdings den Bund in der Pflicht. Das Land könne diese Aufgabe nicht auch noch schultern.

Kirche-Oldenburg
Ärzteverband: Bürgertests im Sommer nicht notwendig – Stiftung für regelmäßigere Kontrollen in Pflegeeinrichtungen