Zum Jahrestag der Kriegserklärung zu Beginn des Ersten Weltkriegs am 1. August erinnerte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, an das Geschehen vor 103 Jahren. Pünktlich um 19 Uhr begann er mit einer Andacht in der Christus- und Garnisonkirche, der Zeitpunkt, zu dem Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1914 Russland den Krieg erklärt hatte.

Bereits um 17 Uhr besuchte Bischof Janssen das Marinemuseum und ließ sich von dessen Leiter, Dr. Stephan Huck, in die aktuelle Ausstellung „Mit Schwert und Talar“  einführen. Ebenfalls ein Zeitpunkt, der nicht zufällig gewählt war, denn zu dieser Uhrzeit hatte der Kaiser damals die Mobilmachung für das Deutsche Reich befohlen. Am 2. August besetzten deutsche Truppen bereits Luxemburg und einen Tag später, am 3. August, erklärte Deutschland Frankreich den Krieg. Der Erste Weltkrieg, von Historikern als „Urkatastrophe“ eingeschätzt, nahm seinen Lauf.

In der Andacht gedachte Bischof Janssen vor allem des Leidens und Sterbens von Millionen von Menschen und bat um Frieden und gegenseitiges Verstehen. Gott suche Friedensbringer unter den Menschen, erklärte Janssen mit Bezug auf einen Bibeltext aus 1. Samuel 16 und fragte nach der persönlichen Einstellung. „Wie wäre wohl mein Weg? Ein Anteil am Krieg?“

In der Ausstellung „Mit Schwert und Talar“, die vom Deutschen Marienmuseum in Kooperation mit der Christus- und Garnisonkirche erarbeitet wurde und die zum Teil im Museum, zum Teil in der Kirche arrangiert und dort noch bis zum Reformationstag zu sehen ist, werden die Biografien dreier Pastoren aufgenommen. Friedrich Ronneberger, Ludwig Müller und Martin Niemöller im Spannungsfeld zwischen Glauben und Gehorsam, zwischen Staat und Kirche – in ihren Lebensläufen zeige sich, wie unterschiedlich die Resonanz auf den Ruf Gottes sein könne, so Janssen.

In der Ausstellung hatte er sich ausführlich über die komplexen Zusammenhänge zwischen Staat und Kirche zur damaligen Zeit informiert. Luther habe dabei durchaus auch einen Grundstein gelegt, weil er die Obrigkeit als von Gott gegebenen Ordnung anerkannt habe, berichtete Dr. Huck.

Bischof Janssen dankte für die außergewöhnlich ernste  Ausstellung, „besonders in einer Stadt, deren Gründung auf preußische Aufrüstung und nationalistisches Säbelrasseln zurückgeht, deren Geschichte geradezu gradlinig auf Konflikt zulief“, zu dem auch Christen und Kirchen „wie besessen beitrugen“, sagte er. Der barmherzige Blick Gottes befreie zu einer neuen Aufmerksamkeit, die Frieden möglich mache.
Mit Blick auf Psalm 85 sagte Bischof Janssen, jeder könne persönlich daran mitarbeiten, dass Frieden und Gerechtigkeit sich küssten.

Ein Beitrag von Annette Kellin.
Source: Kirche-Oldenburg