Hannover (epd). Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten haben nach Polizeiangaben am Dienstag in Hannover für eine auskömmliche Finanzierung der häuslichen Pflege demonstriert. Erstmals wendeten sich damit Wohlfahrtsverbände und Privatunternehmen gemeinsam öffentlich gegen den Sparkurs der Pflegekassen, sagte Hans Golmann für das Bündnis von Pflegediensten aus der Region Harz-Heide, das den Protest koordiniert hat. Beteiligt waren den Angaben zufolge Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Leitungskräfte und Trägervertreter von ambulanten Diensten in privater Trägerschaft sowie unter anderem von Caritas, dem Roten Kreuz und Mitgliedseinrichtungen des Paritätischen.
Die Demonstranten zogen mit lauten Pfiffen und Gesängen vom Hauptbahnhof Hannover zunächst zum Hauptsitz des Krankenkassenverbandes vdek. Vor dem Landtag überreichten sie dann 30.000 Postkarten an die SPD Abgeordneten Annette Schütze und Claudia Schüßler. Mit Slogans wie «Ich möchte gepflegt alt werden» warnen darauf Pflegende und betroffene Familien vor einem drohenden Kollaps der ambulanten Versorgung. Die Karten sollen auch als Petition an den Landtag eingereicht werden. Golmann betonte: «An der Basis wird der Handlungsdruck ständig größer.»
Die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Sandra Mehmecke, unterstützte den Protest. «Es darf nicht sein, dass Pflegedienste aufgrund von Personalmangel regelmäßig Anfragen von Pflegebedürftigen ablehnen müssen», sagte sie.
Im Mai hatten 60 Pflegedienste aus der Region Harz-Heide schon in einem «offenen Brief» Alarm geschlagen und auf einen akuten finanziellen Notstand hingewiesen. Um die Versorgung auf dem Landes zu sichern, forderten sie darin unter anderem deutlich höhere Wegepauschalen.
Bereits im März hatten auch die Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt auf massive finanzielle Probleme aufmerksam gemacht und mit einem Ausstieg aus der ambulanten Pflege gedroht. Im April erzielten sie mit den Krankenkassen zunächst einen Vergleich für eine bessere Vergütung, die auch für die Caritas und die kommunalen Sozialstationen gilt. Die Situation bleibe jedoch sehr angespannt, hieß es damals vonseiten der Caritas. Weitere Verbesserungen seien nötig.
Source: Kirche-Oldenburg