Hannover (epd). Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen kritisiert, dass ein wachsender Teil der Gesellschaft sich kaum noch gesund ernähren könne. Rund zehn Millionen Deutsche seien im vergangenen Jahr nicht in der Lage gewesen, sich alle zwei Tage Fleisch, Fisch, Geflügel oder eine vegetarische Alternative leisten zu können, sagte Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze am Montag in Hannover. Die Inflation infolge des Krieges in der Ukraine habe vor allem für Menschen mit wenig Geld verheerende Auswirkungen: «Der Einkaufswagen bleibt immer öfter leer, von gesunder Ernährung können Arme nur träumen.»

Gleitze berief sich auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat, nach der die Zahl der Deutschen, die unter einer mangelhaften Ernährung litten, im vergangenen Jahr von 10,5 Prozent auf 11,4 Prozent gestiegen sei. «Besonders stark betroffen sind Alleinerziehende», betonte der Geschäftsführer. Fast jede fünfte alleinstehende Person mit Kindern sei nicht in der Lage, sich alle zwei Tage mit den genannten Lebensmitteln zu versorgen. Hier sei der Anteil von 16,7 auf 19,3 Prozent gestiegen.

«Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Situation nachhaltig negativ auf die Gesundheit von Millionen auswirkt, mit allen Folgekosten für die Gesellschaft», sagte Gleitze. Die Armutskonferenz forderte unter anderem eine Erhöhung der Regelsätze für Bürgergeld und Grundsicherung um 200 Euro, einen einmaligen Inflationsausgleich für Menschen in Armut von 1.000 Euro und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Die 1995 gegründete Landesarmutskonferenz ist ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, Verbänden und Initiativen.
 

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Armutskonferenz: Millionen Deutsche können sich nicht gesund ernähren