Das „Bümmersteder Seniorenbüro“ der evangelischen Kirchengemeinde Oldenburg-Osternburg wird am Freitag, 18. Juni, für ihr Projekt „Digitales Lernen für ältere Menschen“ mit dem „Preis für digitales Miteinander“ ausgezeichnet. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am bundesweiten Aktionstag für digitale Teilhabe von der Initiative „Digital für alle“ in Berlin überreicht. Um die Ehrung hatten sich mehr als 300 Gruppen aus ganz Deutschland beworben.
   
Das „Bümmersteder Seniorenbüro“ siegte in der Kategorie „Digitale Teilhabe“. Das generationenübergreifende Projekt bringe junge Freiwillige mit älteren Menschen mit wenigen oder keinen digitalen Kompetenzen zusammen, so die Begründung der Jury. So könnten sich Seniorinnen und Senioren, selbstbestimmter in der digitalen Welt bewegen. Im engen Austausch würden Kenntnisse über Videotelefonie, das Schreiben von E-Mails oder das Hören von Musik erarbeitet.
   
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lobte als Jurymitglied das Projekt. „In der Corona-Pandemie ist die gesellschaftliche Teilhabe gerade für ältere Menschen drastisch eingeschränkt worden. Das Bümmersteder Seniorenbüro hat darauf schnell und unbürokratisch eine Antwort gefunden.“ Das Projekt sei ein herausragendes Beispiel für freiwilliges Engagement, das sich angesichts der zunehmenden Digitalisierung in Pandemie-Zeiten gebildet habe, so Bedford-Strohm weiter. „Das Ziel und dessen erfolgreiche Umsetzung, in der digitalen Welt niemanden zurückzulassen, sind absolut preiswürdig.“
   
„Das ist ja alles gut und schön, aber die digitalen Gottesdienste kann ich mir ja gar nicht anschauen, ich habe kein Tablet und auch kein Smartphone.“ Genau diese Worte einer 90jährigen Dame aus der Gemeinde zu Beginn der Coronakrise waren für Pastor Thomas Cziepluch der Anlass, dieses Projekt auf die Beine zu bringen. Ziel sei es gewesen, Seniorinnen und Senioren niedrigschwellig die unbekannte digitale Welt nahe zu bringen, um auch in Zeiten der Pandemie die Möglichkeit der digitalen Teilhabe zu erhalten, berichtete Cziepluch. Dazu gehörte der Kontakt zu Angehörigen, die Teilnahme an digitalen Formaten der Kirchengemeinde, an Konzerten und virtuellen Treffen.
   
Das „Bümmersteder Seniorenbüro“ habe dann Sponsoren gesucht, vier Tablets konnten angeschafft und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Zeit der Basisschulung kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Als Spezialistinnen und Spezialisten der digitalen Kommunikation konnte Kreisjugenddiakon Thorsten Haspelmath Jugendliche der Evangelischen Jugend Oldenburg (ejo) für das Projekt begeistern. Bei einem ersten gemeinsamen Treffen haben sich Jugendliche und Seniorinnen und Senioren schnell zu Tandems zusammengefunden.
   
Von Oktober bis Februar vergangenen Jahres fand der erste Durchgang statt. Zunächst trafen sich vier Tandems zweimal die Woche in den Räumen des Gemeindehauses am Erikaweg. Die Basisschulung endete für alle Teilnehmenden mit dem Einrichten des eigenen Tablets.
   
Die Teilnahme am Wettbewerb zum Digitaltag 2021 sei einem glücklichen Zufall geschuldet, berichtete Claudia Oeljeschläger vom „Bümmersteder Seniorenbüro“. „Erst am letzten Tag der Abgabefrist (die glücklicherweise bis zum 3. Mai verlängert worden war!) haben wir uns für eine Teilnahme entschieden. Und so wurden in einer Hals-über-Kopf-Aktion die erforderlichen Bewerbungsunterlagen eingereicht.“ „Wir als Team der Seniorenbüros sind überglücklich für diese besondere Auszeichnung unserer Arbeit der zurückliegenden Monate“, freut sich Susanne Müller vom „Bümmersteder Seniorenbüro“. „Wir alle wissen, wie schwer es war, selbst kleinste Projekte auf den Weg zu bringen. Aber nun haben wir mit diesem großartigen Preis die Möglichkeit erhalten, unsere Arbeit fortzusetzen und auszubauen als generationenübergreifendes Projekt in allen drei Seniorenbüros der Kirchengemeinde Osternburg.“
   
So sei geplant, das Konzept mit virtuellen Erlebnisgruppen, regelmäßigen digitalen Stammtischen weiterzuentwickeln. Auch die Möglichkeiten der Teilhabe für Menschen mit Demenz solle in den Blick genommen werden. Darüber hinaus seien Kooperationen mit teilstationären und stationären Einrichtungen als zusätzliches Angebot zur digitalen Teilhabe denkbar.
   
In der Initiative „Digital für alle“ sind 27 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentliche Hand versammelt. Dazu gehören unter anderem der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Bundeselternrat und der Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH). Ziel ist es, allen Menschen die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft zu ermöglichen. In der Jury saßen Persönlichkeiten wie Bischof Heinrich Bedford-Strohm (Vorsitzender des Rates der EKD), Julia Klöckner (Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft) und Achim Berg (Präsident Bitkom e.V.).
 

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