Bremerhaven (epd). Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven hat nach einem Jahr eine erste Bilanz seiner digitalen «Denkräume» gezogen. Bei dem Projekt seien die Besucher des Museums aufgefordert, an fünf Stationen anhand von drei Fragen ihre persönliche Meinung zum Thema Migration kritisch zu überdenken, teilte das Museum am Montag mit. Mehr als 2.000 Menschen hätten das Angebot bisher genutzt und es bei Rückmeldungen als «überaus bereichernd» gelobt.

Die Fragen deckten persönliche wie ethische, historische und aktuelle Themen ab, die im Einwanderungsland Deutschland eine Rolle spielen, hieß es. Ausgangspunkt seien die eigenen Wünsche und Gegenwartserfahrungen. Zur Frage «Möchten Sie im Ausland leben und arbeiten können?» äußerten bisher mehr als 39 Prozent ein klares «Ja». Bei der Frage «Kontrolliert man Sie an internationalen Grenzen wegen Ihres Aussehens schärfer?» hätten rund 81 Prozent der Befragten angegeben, bisher von der Erfahrung verschont geblieben zu sein. Konfrontiert mit dem eigenen Blickwinkel, werde so Migrationsgeschichte anschaulich.

Eine zentrale Rolle für die europäische Geschichte der Überseeauswanderung spielt den Angaben zufolge Christoph Columbus. Während 40 Prozent der Befragten sagten, Columbus stehe für die Entdeckung Amerikas, stimmten 36 Prozent gegen diese eurozentrische Sichtweise. Für sie stehe Columbus für den Beginn des europäischen Kolonialismus.

Über eine Chipkarte, die alle Besucher am Eingang erhalten, werden die Antworten digital und anonym ausgewertet und auf einer sechs mal drei Meter großen Videowand projiziert. So könnten die Besucher den eigenen Standpunkt verorten und im Austausch mit anderen diskutieren, hieß es. Eine ausführliche Analyse erfolge im Sommer 2023.

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Auswandererhaus zieht erste Bilanz zum Projekt «Denkräume»