Hannover/Harburg (epd). Krankheit und Verschuldung stehen nach Angaben von Schuldnerberatungsstellen in Deutschland oft in einer unheilvollen Wechselwirkung. "Schulden machen krank", sagte der Beratungsstellenleiter Karlheinz Kämpker am Donnerstag in Buchholz bei Hamburg. "Und eine Krankheit ist oft der Auslöser für die Entstehung einer Überschuldung." Mit einer bundesweiten Aktionswoche wollen die Beratungsstellen vom 6. bis 10. Juni Hilfen aufzeigen und Unterstützung für die Betroffenen anmahnen.

"Es sind diffuse Ängste und das Gefühl der Ohnmacht der verschuldeten Menschen, die zu gesundheitlichen Problemen führen", erläuterte Kämpker, der die Schuldnerberatung der Diakonie im niedersächsischen Landkreis Harburg leitet. Dazu zählten neben Abstiegsängsten auch die Angst, etwa die Kinder zu verlieren, oder die Furcht, dass der Gerichtsvollzieher den gesamten Besitz pfändet.

2015 waren Krankheit, Sucht oder Unfallfolgen für jeden siebten Klienten einer Beratungsstelle der Grund für seine akuten Finanzprobleme, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Nach Angaben der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen mit Sitz in Berlin kommt hinzu, dass Überschuldete oft nicht zum Arzt gehen oder Medikamente nicht kaufen, weil sie Zuzahlungen fürchten.

Verheerende Folgen könne es haben, wenn Menschen Schulden bei der Krankenversicherung hätten und nicht mehr alle Leistungen erhielten, mahnt die Arbeitsgemeinschaft. Dadurch könne sich ihre Situation verschärfen. Langfristige und chronische Krankheiten erhöhten das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren. Hier müsse der Gesetzgeber Abhilfe schaffen. "Gesundheitsförderung schützt auch vor Überschuldung", betonen auch Beratungsstellen verschiedener Träger in Hannover. Sie wollen am 7. Juni ab 12 Uhr auf dem zentralen "Platz der Weltausstellung" über das Thema informieren.

Schuldnerberater Karlheinz Kämpker rät dazu, sich Hilfe zu suchen, wenn Schulden drücken. "Durch die Klärung dieser Ängste und die Eröffnung einer Entschuldungsperspektive werden Kräfte frei, das eigene Schicksal wieder in die Hand zu nehmen." Die Beratungsstelle im Landkreis Harburg mit Sitz in Buchholz schaltet am 8. Juni von 8 bis 18 Uhr ein Sorgentelefon unter der Nummer 04181/21979.
Source: Kirche-Oldenburg