In ganz Niedersachsen haben Tausende Christen die Ostergottesdienste besucht. Die Bischöfe riefen die Menschen dazu auf, sich gegenseitig solidarisch zu unterstützen
Hannover (epd). Die evangelischen und katholischen Bischöfe in Niedersachsen haben in ihren Osterpredigten die Bedeutung von Ostern als «Protest gegen den Tod» und «Fest des Lebens» hervorgehoben.
Wichtig sei die tröstende solidarische Gemeinschaft mit anderen Menschen, hoben die Theologen hervor. Der katholische Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode griff in seiner Osterbotschaft die Missbrauchsfälle in seiner Kirche auf. Geweihte und verantwortliche Personen hätten ihre Schuld nicht erkannt, verschwiegen oder vertuscht.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in der evangelischen Marktkirche in Hannover, das Osterfest sei ein Aufruf zu praktischem Handeln hier und jetzt: «Christen und Christinnen legen nicht die Hände in den Schoß und warten auf das jenseitige Leben, sondern versuchen, in diesem Leben etwas sichtbar zu machen von dem, was es heißt, gegen den Tod einzustehen.»
An Ostersonntag feierten Christen auf der ganzen Welt die Auferstehung des gekreuzigten Jesus Christus. Ostern ist der höchste Feiertag im christlichen Kalender. «Wo Menschen anderen Menschen mutig zur Seite stehen und dafür Ansehen riskieren und Bequemlichkeiten verlassen, wird Auferstehung sichtbar, mitten in Todeslandschaften», sagte Meister.
Der Braunschweiger evangelische Landesbischof Christoph Meyns würdigte in seiner Osterpredigt die vielfältige kirchliche Arbeit für Schwerstkranke und Sterbende. In den Besuchsdiensten der Kirchengemeinden, der Krankenhausseelsorge und den zahlreichen Initiativen arbeiteten engagierte Menschen. Trost entstehe vor allem durch die Gemeinschaft mit anderen Menschen.
Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit erinnerte an Flüchtlingslager, Katastrophengebiete, das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer und das Bus-Unglück auf Madeira, bei dem in der vergangenen Woche 29 Urlauber starben. Solche bedrängenden Todesbilder vom Leiden und Sterben könnten Menschen überwältigen. Gott nehme die Fragen und Zweifel der Menschen ernst. Ostern mache deutlich, dass Gott den Menschen zur Seite stehe. Es komme darauf an, «den rettenden Gott in unserem eigenen Leben zu erkennen und zu sehen, wie er auch heute Steine wegrollt und neues Leben schenkt», sagte der evangelische Theologe.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode kritisierte scharf den Umgang mit den Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. «Die Kirche ist bis in ihren Grund erschüttert», sagte er am Karsamstagabend im Osnabrücker Dom. «Viele wollen in diesem Wald aus Undurchsichtigkeit und Doppelbödigkeit nicht mehr bleiben.» Geweihte und verantwortliche Personen hätten sich den Verbrechen nicht stellen wollen und die Opfer nicht genug im Blick gehabt.
Dennoch sei er überzeugt, dass in der katholischen Kirche «ganz empfindsam und fragil» neues Vertrauen heranwachsen könne, betonte Bode. Das Osterfest sei eine Aufforderung, «nicht bei den leeren Gräbern und dem erstorbenen Vertrauen» stehenzubleiben, sondern Wandel zuzulassen: «Wir sollten uns in Zukunft von mehr Frauen in der Kirche überzeugen lassen.»
Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer sagte, die von Ostern ausgehende «Kraft der Auferstehung» ermutige dazu, gestärkt, aufgerichtet und befreit in die Zukunft zu gehen, Schulter an Schulter mit den Mitmenschen. «Helft ihnen und steht auf gegen alles, was uns bedrängt und klein macht.» Wer glaube, solle auch mit seinem Glauben ringen und zweifeln dürfen. «Ohne Zweifel gäbe es nur Ja oder Nein. Das wäre totalitär. Das wäre keine Welt, in der ich leben möchte.»
Source: Kirche-Oldenburg