Seit Mittwoch ließen Nachrichten aus dem Vatikan das baldige Lebensende des früheren Papstes erwarten: Am Silvestermorgen ist Benedikt XVI. nun im Alter von 95 Jahren gestorben. Bischöfe aus Niedersachsen würdigten den Theologen.
   
Hannover (epd). Katholische und evangelische Bischöfe in Niedersachsen haben mit Betroffenheit auf den Tod von Papst Benedikt XVI. reagiert. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte am Samstag, mit Benedikt verliere «die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft». Auch das wissenschaftliche Werk des Verstorbenen sei mehr als beeindruckend, betonte Wilmer. Mit Joseph Ratzinger sei «einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts von uns gegangen».
   
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, das Bistum Osnabrück trauere um einen Menschen, der «Theologie und Spiritualität eng verband». Benedikts Interesse habe der Vertiefung des Glaubens und der Feier der Liturgie gegolten. «Seine Sorge galt besonders der Einheit der Kirche in ihrer großen Vielfalt.» Bode persönlich sei Benedikt sehr verbunden, durch sein Studium bei ihm als Professor in Regensburg.
   
Für die evangelischen Kirchen sagte der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit, Benedikt habe die katholische Kirche über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. «Unser Mitgefühl und unsere Gebete gelten unseren katholischen Schwestern und Brüdern, die um Papst em. Benedikt XVI. trauern.»
   
Die Papstwahl im Jahr 2005 habe in Deutschland über die Konfessionsgrenzen hinweg große Begeisterung hervorgerufen, hob Adomeit hervor. «Die Ökumene lag Benedikt sehr am Herzen, auch wenn er hier durchaus kontroverse Positionen und Sichtweisen zu den evangelischen Kirchen vertreten hat.»
   
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister würdigte als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland (VELKD) Benedikt als einen «tiefgründigen Denker und Theologen, als einen frommen Menschen, dessen ganzes Bestreben es war, in der Nachfolge Jesu zu leben.» Ähnlich wie Adomeit betonte Meister, Benedikt sei als Präfekt der Glaubenskongregation und damit Hüter der römisch-katholischen Lehre kein einfacher Gesprächspartner gewesen. Er habe die evangelischen Kirchen mit seinen Positionen herausgefordert.
   
Großen Respekt zollten Meister und Adomeit in ihren Würdigungen der Entscheidung Benedikts, 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten. Dies sei ein Schritt gewesen, mit dem er auch das Papstamt in seiner Menschlichkeit sichtbar gemacht habe, sagte Meister.
   
Benedikt XVI. war am Samstagvormittag gestorben, wie der Vatikan mitteilte. Benedikt, der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger hieß, wurde 95 Jahre alt. Er stand von 2005 bis 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Nach acht Jahren als Pontifex verzichtete Benedikt XVI. 2013 überraschend auf das Papstamt und lebte fortan zurückgezogen im Vatikan.

epd

Kirche-Oldenburg
Bischöfe in Niedersachsen würdigen verstorbenen Papst Benedikt XVI.