Coronakrise prägt Weihnachtsbotschaften der Kirchen

Die Coronakrise hat in diesem Jahr die Gottesdienste an Heiligabend geprägt. Viele Feiern waren im Vorfeld wegen der Pandemie abgesagt worden. Andere fanden unter strengen Hygieneauflagen. Die Krise durchzog auch die Predigten der Bischöfe.
     
Hannover/Bremen (epd). Die Bischöfe und kirchlichen Repräsentanten in Niedersachsen und Bremen haben an Heiligabend angesichts der Coronakrise zu Solidarität und gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. Aus Sicht des evangelischen Landesbischofs Ralf Meister aus Hannover ist im zurückliegenden Jahre neben allen Einschränkungen auch viel Gutes entstanden. «So sehr wir Abstand nehmen mussten, so sehr fühlten wir uns verbunden», sagte Meister in seiner Weihnachtspredigt in der Marktkirche in Hannover. «In allen Anstrengungen und unserem großen Bemühen entstanden Solidarität und Nächstenliebe.» Das gebe ihm Hoffnung.
   
Auch der Braunschweiger evangelische Landesbischof Christoph Meyns appellierte an die Menschen, tätige Nächstenliebe zu üben. Das Weihnachtsfest stelle alle menschlichen Kategorien und Maßstäbe auf den Kopf, indem es die Armen in den Mittelpunkt rücke, sagte Meyns in einer Christvesper im Braunschweiger Dom. Gott erscheine «inmitten der Armut und der Not dieser Welt und lässt sich ganz und gar auf sie ein». Mit der Geburt des Kindes von Bethlehem führe Weihnachten hinein in den «Wirkungskreis einer allumfassenden, bedingungslosen und barmherzigen Liebe», die es weiterzugeben gelte.
   
Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher rief zur Solidarität mit obdachlosen und notleidenden Menschen auf. «Nicht in einer traulichen Hütte kommt Gottes Kind zur Welt, sondern in purer Not», sagte er in einem Gottesdienst unter freiem Himmel in Leer. Im Wortlaut der Weihnachtsgeschichte stehe nichts von einem lauschigen Stall. «Fromme Fantasie» habe hier vieles hinzugedichtet. «Das Kind von Bethlehem wird offensichtlich auf der Straße geboren, obdachlos», betonte Heimbucher. Gott komme nicht in die Komfortzonen des Lebens, sondern «in das äußerste Elend, in das Menschen hinausgestoßen werden».
   
Der Oldenburger evangelische Bischof Thomas Adomeit ermutigte seine Zuhörer, auch Schwächen zuzugeben. Die Weihnachtsgeschichte mit der Geburt des Kindes in der Krippe halte den Menschen einen Spiegel vor, sagte er in einem Videogottesdienst aus der Oldenburger St.-Ansgar-Kirche: «Wir erkennen in der Krippe uns, so wie Gott uns geschaffen und gewollt hat.» Heute bauten die Menschen aber oft Schutzwälle um sich herum: «Schwäche zeigen passt nicht in unser Bild.»
   
Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus rief dazu auf, gerade in krisenbelasteten Zeiten den Blick für Hoffnungsvolles im Alltag nicht zu verlieren. «Wer hofft, wird aufmerksam für das Gute, aus dem wir jetzt schon leben», sagte er in einem ökumenischen Fernsehgottesdienst im Bremer St.-Petri-Dom. Es finde sich in jeder freundlichen Geste und Hilfe, «in jedem liebevollen Blick den wir bekommen und in jedem Trost und jeder Unterstützung, die wir anderen weitergeben».
   
Aus Sicht des schaumburg-lippischen Landesbischofs Karl-Hinrich Manzke mahnt das Weihnachtsfest in diesem Jahr zu Ruhe und Geduld. «Vielleicht schenkt uns der Rückblick auf das Jahr 2020 einmal die Einsicht, dass wir in diesem Jahr etwas gelernt haben, nämlich behutsam und achtsamer mit unserer Zeit, mit unseren Möglichkeiten und Plänen umzugehen», sagte er laut Predigtmanuskript in einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Marktplatz in Bückeburg. Der evangelische Bischof rief zugleich zum aktiven Engagement auf: «Anstatt zu streiten, bleibt sanftmütig.» Gott achte das Hilfsbedürftige und Beschädigte.
   
Wegen der Corona-Pandemie fanden die Weihnachtsgottesdienste überall in Niedersachsen und Bremen in diesem Jahr unter strengen Hygieneauflagen und mit begrenzter Besucherzahl statt. Viele evangelische und katholische Gemeinden hatten ihre Gottesdienst und Messen wegen der steigenden Infektionszahlen abgesagt – darüber hatte es vor Weihnachten eine kontroverse Diskussion gegeben. Die Mehrzahl hielt aber an Präsenzgottesdiensten fest. Die katholischen Bischöfe Heiner Wilmer aus Hildesheim und Franz-Josef Bode aus Osnabrück predigen in Christmetten kurz vor Mitternacht.
   
Aufgrund der Pandemie gab es diesmal eine große Anzahl an digital übertragenen Video-Gottesdiensten. So sendeten die Bischöfe Ralf Meister und Heiner Wilmer per Internet einen gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst aus einer Kneipe in Hannover, der zuvor aufgezeichnet worden war.
   
Andere Gemeinden hatten sich ungewöhnliche Formate für ihre Gottesdienste überlegt. So gab es in der Matthäuskirche in Hannover stündliche Gottesdienste im 24-Stunden-Takt. In Dransfeld feierten Christen die Weihnachtsgottesdienste in einem Autokino. In Stuhr bei Bremen zog ein Pastor mit einer «rollenden Kanzel» durch den Ort – einem überdachten Anhänger, der von einem Traktor gezogen wurde.
 

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Bischöfe rufen an Heiligabend zu Solidarität und Zusammenhalt auf