Oldenburg (epd). In der Debatte um eine mögliche Spaltung der Gesellschaft in der Corona-Pandemie hält der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit den Zusammenhalt für stärker als Trennendes. «Seit Beginn der Pandemie gibt es eine beeindruckende Solidarität. Menschen in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft im Dorf oder Stadtteil unterstützen sich, sind ganz praktisch füreinander da», sagte Adomeit am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist, ergänzte: «Nur läuft diese gute Zusammenarbeit meist geräuschloser ab als die lautstarken Proteste auf der Straße mit zum Teil klar zu verurteilender Menschenverachtung, stellenweise sogar Gewalt.»

 

Dass es durch die Unterscheidung von Geimpften und Nichtgeimpften eine Spaltung gebe, könne er nicht unterschreiben, sagte Adomeit. «Vielmehr sehe ich unser Miteinander als Gesellschaft durch die Erschöpfung, Enttäuschung und Angst nach 21 Monaten der Pandemie stark belastet.» Adomeit appellierte: «Passen wir also aufeinander auf, achten wir auf unsere nächsten Schritte – und gehen wir hoffentlich wieder mehr aufeinander zu.»

 

Er halte mittlerweile eine Impfpflicht als ultima ratio für nötig, erläuterte der Bischof. Gleichzeitig gelte es weiter, Menschen im direkten Gespräch vom Impfen zu überzeugen und möglichst niedrigschwellige Impf-Angebote bereitzustellen. «Meine Beobachtung ist: Die Diskussion um die Impfpflicht wie auch die Regelungen am Arbeitsplatz haben viele Menschen wachgerüttelt und animiert, sich impfen zu lassen.» Auch viele Kirchengemeinden stellten Räume für Impf- oder auch Test-Angebote zur Verfügung.

 

Menschen müssten, wo es geht, die Ängste anderer wahrnehmen und andere überzeugen, sagte er. «Das wird nicht immer gelingen, leider, aber es ist trotzdem entscheidend, miteinander im Gespräch zu bleiben.» Die Kirchen würden auch weiterhin seelsorgliche und gottesdienstliche Angebote machen, die für alle Menschen zugänglich sind. «Da haben wir im vergangenen Jahr schon viele sehr hilfreiche Erfahrungen gemacht.» Dazu zählten kleine Formate, dezentrale Lösungen, digitale Aktionen – «die Bandbreite ist sehr groß und die Kreativität der Gemeinden einmal mehr enorm inspirierend».

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Bischof Adomeit: Sehe mehr Solidarität als Spaltung