Bischof Jan Janssen hat den Flüchtlings- und Migrationsberaterinnen und –beratern der Diakonie im Oldenburger Land gedankt. Sie seien „mit Herzblut bei den Menschen, die zu uns gekommen sind“, hob er am Mittwoch, 19. Oktober, bei einer Sitzung des diakonischen Arbeitskreises für Migrationssozialarbeit hervor. Kirchlich-diakonische Sozialarbeit zeichne sich durch emotionale Beteiligung und besonderes Engagement aus, sagte Bischof Jan Janssen den Flüchtlings- und Migrationssozialberaterinnen und –beratern aus dem Oldenburger Land bei einer gemeinsamen Sitzung im Gemeindehaus der Oldenburger Martin-Luther-Kirche.
Die Beraterinnen und Berater berichteten Bischof Janssen von ihren alltäglichen Erfahrungen. Die anfängliche Euphorie der Aufnahme von Flüchtlingen weiche der Ernüchterung, bedauern sie. Weil begrenzende Gesetze die Erwartungen zunehmend dämpften, Familiennachzug untersagten und die Integration in Deutschland erschwerten. Janssen wünschte sich ein offenes Land, damit die Menschen bei in Deutschland ankommen und Fuß fassen könnten.
Die Gruppe der aus EU-Ländern Eingewanderten werde neben den Flüchtlingen viel zu wenig beachtet, berichteten die Migrationsberaterinnen und –beratern. Rumänen, Bulgaren und den Roma zugehörige Einwandernde würden zum Teil gezielt angeworben, um in Zeitarbeitsfirmen als Billiglohnkräfte eingesetzt werden zu können. Polnische Frauen pflegten alte Menschen unter schwierigsten Bedingungen in deutschen Haushalten. EU-Einwandernde seien zum Arbeiten gekommen oder geholt worden. Ursache für diese Arbeitsmigration seien Firmen, die ein Interesse an billigsten Arbeitskräften haben und Verbraucher, die nicht bereit seien, höhere Löhne über angemessene Ladenpreise zu finanzieren. Prekäre Lebenssituationen brächten Probleme und erforderten weitere Beratung.
Die Vielfalt von Sprachen und Kulturen sei Gott gewollt, betonte Janssen. „Das lehren uns alttestamentarische Geschichten wie die vom Turmbau zu Babel2, betonte er. „Auch Abraham musste aufbrechen in ein Land, das Gott ihm zeigt.“ Die Schlüsselgeschichte des Urvaters der drei großen Religionen handele vom Aufbruch und vom Vertrauen darauf, dass sich in der Begegnung mit anderen Menschen ein Weg zum Zusammenleben findet.
Auch die Anfänge der Christenheit seien mit Migrationsgeschichten verbunden, stellte Janssen fest. Schon in der Apostelgeschichte fänden sich viele der Ortsnamen und Inseln, die heute in den Nachrichten wieder mit Migration und Flucht verbunden seien. Janssens Resümee: „Das sind Geschichten, die Mut machen, den Zugewanderten mit Respekt zu begegnen und das gesellschaftliche Zusammenleben mit Toleranz und gegenseitig Wertschätzung zu gestallten.“
Ein Beitrag von Frerk Hinrichs, Pressesprecher Diakonie im Oldenburger Land.
Source: Kirche-Oldenburg