Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Montag zu Demut und fortdauerndem Geschichtsbewusstsein aufgerufen. Ihn selbst und seine Familie habe ein Besuch in Auschwitz vor einigen Jahren tief berührt und andächtig werden lassen, sagte der evangelische Theologe am Sonntag in der Marktkirche in Hannover. «Während wir zu Beginn noch redeten, wurden wir still, als wir an den Gleisen entlang zu den Ruinen der Gaskammern gingen.»
Auschwitz habe die Welt verändert, sagte Meister. Die Gründung des Staates Israel sei nicht zu denken ohne das Wort Auschwitz: «Ein Land, ein Staat, eine Verheißung, die auf die Suche nach Sicherheit für Jüdinnen und Juden in einer Welt, die immer noch voller Antisemitismus ist, eine Antwort gibt.» Sicher gebe es an der Politik in Israel vieles zu kritisieren, räumte Meister ein: «Verstehen kann man sie nur unter der Einsicht, dass einmal Deutschland versuchte, das jüdische Volk vollständig zu vernichten.»
Es sei eine Errungenschaft der Menschen, dass sie aus Erfahrungen lernen könnten, sagte Meister weiter. Eine der «irritierenden Erfahrungen» vor 75 Jahren sei gewesen, dass Lügen und Hass, rassistischer Nationalismus und Verschwörungstheorien zehntausende Menschen zu willfährigen Helfern gemacht hätten: «Und wir schauen unsere aktuellen, politischen Radikalisierungen an und erschauern.» Es sei daher Aufgabe der Menschen heute, das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit wachzuhalten: «Als Erinnerung und als Leitschnur für die Gegenwart und Zukunft.»
Am 27. Januar 1945, vor 75 Jahren, befreiten Soldaten der Roten Armee die wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Dieser Tag ist inzwischen ein internationaler Gedenktag, der allen Opfergruppen gewidmet ist.
Source: Kirche-Oldenburg