Hannover (epd). In der Diskussion um den assistierten Suizid schwer kranker Menschen hat der evangelische Landesbischof Ralf Meister eine möglichst klare und unmissverständliche Gesetzgebung gefordert. Nur so könne verhindert werden, dass die Beihilfe zur Selbsttötung etwa durch Ärzte zu einem Regelfall werde, sagte Meister am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Hannover. Es müsse Schutzkonzepte geben, die deutliche Regelungen zur Begutachtung, Beratung und Begleitung umfassten.

 

Ausgangspunkt der Diskussion war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020. Die Karlsruher Richter hatten darin das Verbot der organisierten Sterbehilfe gekippt und das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben herausgestellt, das auch Dritten die Assistenz beim Suizid erlauben würde. Mehrere Initiativen im Bundestag bereiten zurzeit neue Regelungen zur Sterbehilfe vor, um das Urteil umzusetzen.

 

Belgien oder die Niederlande könnten in dieser Frage aus seiner Sicht kein Beispiel sein, führte Meister aus. Dort seien die Fälle von assistiertem Suizid angestiegen, nachdem gesetzliche Regelungen dafür eingeführt worden seien. Diese Regeln würden an vielen Stellen missachtet, weil manche Bestimmungen, etwa zu Krankheitsbildern oder zu Zusammensetzung von Kommissionen, nicht eindeutig genug formuliert seien.

 

Auch einige Konzepte, die zurzeit im Bundestag diskutiert würden, gingen aus seiner Sicht zu weit, sagte Meister bei der Diskussion, die von der Evangelischen Akademie Loccum organisiert worden war. Nur bei behutsamer Begleitung eines Patienten dürfe es am Ende eines Beratungsprozesses möglich sein, dass dieser Mensch eine Assistenz beim Suizid erhalte.

 

Professorin Verena Begemann von der Hochschule Hannover plädierte für einen besseren Personalschlüssel in Alten- und Pflegeheimen, um leidende und sterbende Menschen noch intensiver begleiten zu können. Als letzter Ausweg stehe auch die «terminale Sedierung» zur Verfügung, bei der das Bewusstsein sterbender Patienten durch hoch dosierte Schmerzmittel gedämpft werde: «Der Mensch stirbt nicht an der Sedierung, sondern in der Sedierung.»

Kirche-Oldenburg
Bischof Meister fordert klare Gesetzgebung zum assistierten Suizid