Lüneburg (epd). Brigadegeneral Christian Freuding sieht militärische Gewalt als «notwendiges Übel» auf dem Weg zu Frieden. Ziel müsse immer die Errichtung einer gerechten Friedensordnung sein, anders seien militärische Mittel nicht zu rechtfertigen, sagte er am Freitagabend in der Lüneburger St.-Johannis-Kirche. Freuding leitet im Verteidigungsministerium das Lagezentrum Ukraine. Er nahm an einem friedensethischen Gespräch teil, zu dem der evangelische Kirchenkreis Lüneburg im Rahmen seines Sommerempfangs geladen hatte.
Der Brigadegeneral zeigte sich bestürzt, dass mit dem russischen Angriff auf die Ukraine die Sicherheitsordnung der vergangenen Jahrzehnte zerbrochen sei. Die Sicht, dort werde nun für Freiheit und westliche Werte gekämpft, wendete er ins Christliche: «In der Ukraine wird die Gottesebenbildlichkeit des Menschen verteidigt, seine Würde.»
Regionalbischof Stephan Schaede sagte, er sehe mit «unbändiger Wut», wie ein Autokrat im Verein mit einer Gruppe von Oligarchen Russland umgeformt habe und sich nun mit Gewalt ein Nachbarland vornehme. Auch Schaede betonte: «Es kann sein, gewaltförmig reagieren zu müssen, um Gewalt einzudämmen.» Doch am Ende müsse «der Einsatz von Gewalt zu weniger Gewalt führen».
Vor Menschen, die für den Frieden demonstrieren, habe er «hohen Respekt», unterstrich der Regionalbischof. Eine strikt pazifistische Haltung teile er aber nicht. Wenn die persönliche Entscheidung, auf jede Gewalt zu verzichten, anderen Gewalt zumute, «kann es friedensethisch zwielichtig werden».
Für Alternativen zur militärischen Konfliktlösung plädierte Jasper von Legat. «Meine Sorge ist, dass die Stimme der zivilen Konfliktbearbeitung verstummt», sagte der Gemeindepastor und Friedensbeauftragte in der Bremischen Landeskirche. Es gebe Wege wie vorbeugende Diplomatie oder Peacekeeping, «die wir frühzeitig einüben müssen». Als Peacekeeping werden friedenssichernde Einsätze bezeichnet, wie sie etwa die Charta der Vereinten Nationen vorsieht.
Von Legat kritisierte die jüngst ausgerufene «Zeitenwende», die mit erheblich höheren Militärausgaben in Deutschland einhergehen soll: «Das Muster bleibt gleich: Wir suchen unsere Sicherheit in militärischen Mitteln. Die Fantasie für andere Wege fehlt.»
Kirche-Oldenburg
Brigadegeneral und Regionalbischof diskutieren über Frieden