Georgsmarienhütte/Kr. Osnabrück (epd). Ein Bündnis engagierter Bürger hat am Sonnabend in Georgsmarienhütte gegen die ihrer Ansicht nach mangelhafte Strafverfolgung von NS-Kriegsverbrechern demonstriert. Das Motto der Demonstration, die um 13 Uhr vor dem Rathaus begann, lautete «Die Mörder sind unter uns – Keine Ruhe den Nazi-Tätern!». In der Kleinstadt bei Osnabrück lebt ein 94-jähriger Mann, der als Mitglied einer SS-Einsatzgruppe zwischen 1939 und 1941 an Massentötungen von Juden, Sinti und Roma sowie Behinderten in der damaligen Sowjetunion beteiligt gewesen sein soll. Die rund 40 Demonstranten setzten ihre Kundgebung nach dem Auftakt in der Nähe seines Wohnhauses fort, sagte eine Organisatorin dem epd.

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat nach eigenen Angaben die Ermittlungen gegen den 94-Jährigen aufgenommen. Das Simon-Wiesenthal-Center mit Hauptsitz in Los Angeles habe Anzeige gegen den Mann erstattet, sagte Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer dem epd. Die Beamten recherchierten zunächst die Hintergründe. Danach solle Kontakt zu dem Beschuldigten hergestellt und sein Zustand geprüft werden. Zuerst hatten das Magazin «Kontraste» des Fernsehsenders RBB und der NDR über den Fall berichtet.

Die Geschichtswerkstatt Regionale Täterforschung Osnabrück wendet sich als einer der Veranstalter der Demonstration gegen die schleppende Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen insgesamt. Menschen wie der Beschuldigte lebten bis heute unbehelligt in der Mitte der Gesellschaft, heißt es in dem Aufruf zur Kundgebung. Ihr hohes Alter diene als Argument, «einen Schlussstrich unter sämtliche Naziverbrechen» zu ziehen.

Die Organisatoren kritisieren Polizei und Staatsanwaltschaft in Osnabrück, weil sie den 94-Jährigen bislang nicht vernommen hätten. Dabei sei der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg der Fall seit 2014 bekannt.
Source: Kirche-Oldenburg