Hannover/Berlin (epd). Die Berliner Informatikerin Constanze Kurz warnt vor pauschalen Verurteilungen sogenannter Darknets im Internet. Diese seit etwa 15 Jahren existierenden anonymen Netzwerke seien ursprünglich gegründet worden, weil Menschen sich gegen Repressionen und starke Überwachung vor allem in nicht-demokratischen Ländern wehren wollten, sagte die Sprecherin des Chaos Computer Clubs am Donnerstag in einem Interview von NDR Info Radio. Zurzeit würden diese Foren zum Beispiel von Journalisten in der Türkei genutzt, die staatliche Unterdrückung fürchteten.
Entstanden seien diese Netzwerke nicht zuletzt aufgrund der öffentlichen Diskussionen um massenhafte Überwachung durch Geheimdienste im vergangenen Jahrzehnt. Von daher seien die Darknets auch eine Reaktion, sagte Kurz. Es gebe einfach Menschen, die ihre Kommunikation angesichts der weltweiten Überwachungsstrukturen nicht offen legen wollten: «Man sollte nicht eine ganze Technik verteufeln.»
Die Chancen, bei konkreten Verdachtsmomenten auch gegen Kriminelle in den Darknets zu ermitteln, seien gar nicht so schlecht, sagte Kurz. Ohnehin bestünden für Waffen und Drogenhandel im normalen Internet viel mehr Marktplätze, weil es deutlich größer sei. «Entsprechend halte ich die Fokussierung auf die Darknets auch für übertrieben. Es ist ein griffiger Name, aber letztlich manscht man da auch Sachen zusammen, die nicht zusammen gehören.»
Im Darknet («Dunkles Netz») stellen Teilnehmer ihre Verbindungen untereinander manuell her und übertragen und speichern ihre Daten verschlüsselt. Das Darknet bietet so ein höheres Maß an Sicherheit, da Außenstehenden ein Zugriff auf das Netzwerk nicht ohne weiteres möglich ist. Neue Personen müssen gewöhnlich von Teilnehmern eingeladen oder akzeptiert werden.
Source: Kirche-Oldenburg