Oldenburg (epd). Die Kirchen müssen nach Ansicht des Freiburger Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen infolge der Corona-Krise mit einem Einbruch ihrer Kirchensteuern um bis zu 20 Prozent rechnen.

Welche Auswirkungen dies auf die Kirchen habe, hänge davon ab, ob die Konjunktur sich schnell wieder erhole oder längere Zeit am Boden liege, sagte er der Oldenburger Nordwest-Zeitung (Dienstag). Prinzipiell folge die Kirchensteuer als Steuer auf die Lohn- und Einkommenssteuer der allgemeinen Entwicklung. Raffelhüschen hatte im vergangenen Jahr eine Studie über die Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Bischofskonferenz geleitet.

Der Effekt durch Kurzarbeit ist Raffelhüschen zufolge dabei weniger entscheidend. Dies betreffe überwiegend Menschen mit eher geringerem Einkommen, die für das Gesamtaufkommen der Kirchensteuer nicht ganz so ausschlaggebend seien. Etwa die Hälfte der Kirchenmitglieder zahlten gar keine Kirchensteuer. Die obersten fünf Prozent in der Einkommensstatistik der Kirchenmitglieder zahlten dagegen mehr als 50 Prozent der Kirchensteuer. Darunter seien sehr viele Selbstständige. «Da kommt es jetzt darauf an, wie stark diese Leute von der Krise getroffen werden», erläuterte der Experte.

Raffelhüschen unterstrich, dass die Kirchen – mit großen Unterschieden zwischen einzelnen Bistümern und Landeskirchen – über Ressourcen verfügten, die einen kurzfristigen Einbruch der Kirchensteuern «relativ gut glätten können». Dies gelte jedoch nur für den Fall, dass sich die Konjunktur wieder schnell erholt, also V-förmig verlaufe. Liege die Konjunktur längere Zeit brach, hätten die Kirchen aber auch die Gesellschaft insgesamt ein Problem: «Denn wir können nicht auf Wachstum verzichten. Sonst können wir auch keine Beatmungsgeräte mehr bauen, keine Impfstoffe entwickeln und haben auch sonst weniger Chancen, Menschen zu retten.»

Source: Kirche-Oldenburg