Kein Weihwasser, Einzelkelche oder Verzicht aufs Abendmahl, abgesagte Großveranstaltungen – die Kirchen in Niedersachsen und Bremen stellen sich auf das Coronavirus ein.

Hannover (epd). Mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus haben die Kirchen in Niedersachsen und Bremen bisher nur vereinzelt Großveranstaltungen abgesagt. So hat die hannoversche Landeskirche ihren Kirchenvorstehertag verschoben, zu dem am 21. März rund 1.500 Menschen erwartet wurden. Damit reagiere die Kirche auch auf Sorgen von Angemeldeten und Mitwirkenden, hieß es. Auch die für Sonnabend (7. März) geplante Verabschiedung der Osnabrücker Regionalbischöfin Birgit Klostermeier in den vorzeitigen Ruhestand soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

In Braunschweig habe das Theologische Zentrum mit Rücksicht auf auswärtige Referenten und deren Planungssicherheit die Veranstaltungen seiner Akademie bis Ostern abgesagt, sagte der Sprecher der braunschweigischen evangelischen Landeskirche, Michael Strauß. Rückgänge bei den Besucherzahlen von Gottesdiensten sind aber in den evangelischen und katholischen Kirchen bisher nicht bekannt oder werden nicht zentral erfasst, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab.

Unmittelbare Auswirkungen gibt es bisher im katholischen Bistum Osnabrück vor allem bei den kirchlichen Schulen. Bei den Skifreizeiten, die in den nächsten Tagen unter anderem in Österreich und Italien stattfänden, würden Absagen erwogen oder seien erfolgt, sagte Sprecher Hermann Haarmann.

Die Kirchen orientierten sich an Empfehlungen der Gesundheitsbehörden, hieß es vielfach. Mit eigenen Handreichungen an die Gemeinden mahnen sie zu Vorsichtsmaßnahmen und warnen zugleich vor Panikmache. «Die Bremische Evangelische Kirche sorgt dafür, dass haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende, genauso wie Besucher und Gäste von Veranstaltungen auch angesichts der gegenwärtigen Krankheitswelle so gut wie irgend möglich geschützt sind», sagte Sprecher Matthias Dembski.

Alle Kirchen haben besonders mit Blick auf Abendmahlsfeiern zu Vorsicht ermahnt und raten etwa zu Einzelkelchen statt der üblichen Gemeinschaftskelche. «Das Bereitstellen von Desinfektionsmittel, die Bitte um gründliches Händewaschen und eine behutsame Körperdistanz bei Versammlungen gerade dort, wo Menschen ängstlich sind, sind keine Panikmache, sondern ein Zeichen von Umsicht und Verantwortung», heißt es etwa in einem des Brief des Oldenburger Bischofs Thomas Adomeit.

Das katholische Bistum Hildesheim hat vorbeugend geraten, unter anderem das Becken mit Weihwasser zu leeren oder sich beim Friedensgruß ohne Händedruck zu begegnen, sagte Sprecher Volker Bauerfeld.

Zudem riefen Kirchenvertreter dazu auf, für Erkrankte, deren Angehörige und Besorgte zu beten. Aus der evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer hieß es: «Als Kirche gilt unser Augenmerk nicht allein dem Schutz der Gesunden, sondern auch der Sorge für die Kranken.» Ihnen und ihren Angehörigen wolle die Kirche seelsorgerlich beistehen.

Auch bundesweit sehen die beiden großen christlichen Kirchen derzeit keine Anzeichen für einen Rückgang der Besucherzahlen bei Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen. Im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, in dem ein Großteil der Infizierten in Deutschland lebt, fielen wegen des Coronavirus einige Gottesdienste aus, Pfarrbüros wurden geschlossen.

In wenigen Einzelfällen wurden kirchliche Großveranstaltungen abgesagt. Dazu gehört unter anderem die Eröffnung zur bundesweiten «Woche der Brüderlichkeit» der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die mit mehr als 1.000 Teilnehmern am Sonntag in Dresden stattfinden sollte.

Source: Kirche-Oldenburg