Wie es gelingen kann, Visionen für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit aus dem Glauben an Gott als Vater heraus wachsen zu lassen und zu realisieren war das Thema einer Predigt, die der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, am Sonntagabend in der St. Stephanus-Kirche in Schortens / Friesland hielt.

Pastor Falko Schilling hieß die Gläubigen willkommen. Im Reigen von 17 Abendandachten anlässlich des Reformationsjubiläums in der Zeit zwischen Pfingsten und dem Reformationsfest bereist der Bischof zahlreiche Gemeinden, die sonst nicht so sehr im Focus stehen, um dort unter dem Motto „Ein feste Burg – ein frischer Blick“ auf verschiedene Aspekte des Glaubens ein neues Licht zu werfen. Dabei stehen vor allem Lieder im Mittelpunkt, die Martin Luther getextet hat.

Häufig hat Luther dabei auf ältere Lieder zurückgegriffen, die er mit neuen Texten versah oder bei denen er die alten Texte veränderte. Lateinische Texte wurden übersetzt, häufig wurden Ausdrücke auch „verfeinert“, so dass eine schärfere Sichtweise möglich wurde. Der Sonntagabend stand unter dem Thema „Dass wir seine Kinder werden“, eine Zeile, die aus dem Lied „Wir glauben all an einen Gott“ (Gesangbuch Nr. 183) stammt. Ein in der Gemeinde unbekanntes Lied und schwierig zu singen, wie sich schnell erwies. Hier hat Luther viele kleine und gut durchdachte Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Text vorgenommen.

Der Reformator hat so unzählige Lieder verfasst oder umgeschrieben, denn so ließ sich nämlich rasch die Form des Gottesdienstes verändern, der ursprünglich komplett in lateinischer Sprache gehalten wurde. Durch deutsche Lieder vermittelte Luther religiöse Botschaften auch an das einfache Volk. „Luther hat genug vom lateinischen Credo und will endlich ein verständliches Glaubensbekenntnis, dessen Worte nicht nur ins Deutsche übersetzt sind, sondern dessen Sinn auch in erklärende Aussagen übertragen wird“, so der Bischof in seiner Predigt. Er lud die Gläubigen zu einem „Spaziergang durch das Lied“ ein, deckte dabei die Veränderungen zum ursprünglichen Text auf und erläuterte Luthers Intention.

Im Mittelpunkt des Blickfelds stand am Sonntagabend das Taufbecken, das vor 100 Jahren anlässlich des 400. Reformationsjubiläums als Geschenk an die St. Stephanus-Kirche übergeben wurde. Diese stand direkt vor dem großen Flügelaltar. Bischof Janssen umriss die Bedeutung der Taufe als „Bad der neuen Geburt“. Mit einem Vertrauen an Gott als Vater und einem entsprechenden Handeln, könne jeder dazu beitragen, dass es nicht nur bei der Vision für Frieden und Freiheit bleibe. Das sei auch in Schortens möglich, so Janssen.

Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kantor Klaus Wedel und dem Posaunenchor unter der Leitung von Peter Gallikowski gestaltet. Weiterhin wirkte Annja Woida als Lektorin mit. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Kirchenschiff Gelegenheit zum Gedankenaustausch bei Tee und „Luther-Keksen“.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg