Hannover/Leer (epd). Im neuen Jahr dient der Bibelvers «Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst» (Offenbarung 21,6) wieder vielen Christen als Richtschnur in ihrem alltäglichen Leben. Dies biblischen Leitworte der Jahreslosungen werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) bereits mehrere Jahre im Voraus ausgewählt.
Die Praxis der Losungen stammt von der Herrnhuter Brüdergemeine in der sächsischen Oberlausitz. 1728 wählte der Begründer dieser geistlichen Gemeinschaft, Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), zum ersten Mal einen Bibelspruch für die Mitglieder der Herrnhuter aus. Nach dem Vorbild Zinzendorfs zieht bis heute ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft – ähnlich einer Lotterie – ein Bibelwort für jeden Tag aus einer silbernen Schale. Die so ermittelten Bibelworte werden als «Tageslosungen» in einem Sammelband veröffentlicht.
Viele Christen beginnen jeden neuen Tag mit einem Blick in die «Herrnhuter Losungen»: Sie begleiteten den Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) und den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) und gehören auch, wie es heißt, zur täglichen Lektüre von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt.
Die Jahreslosung folgt zwar der Praxis der Herrnhuter, geht aber zurück auf den Kirchenkampf im «Dritten Reich». Initiator war der württembergische Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1939), der Mitglied der «Bekennenden Kirche» war. Er wollte den NS-Schlagworten Bibelverse entgegenstellen. Deshalb begründete er 1930 die Tradition der Jahreslosungen. Die erste Jahreslosung 1930 war «Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht» (Römer 1,16).
Source: Kirche-Oldenburg