Bremen (epd). Landesdiakoniepastorin Karin Altenfelder fordert eine Kursänderung im Umgang der Politik mit wohnungslosen, obdachlosen und süchtigen Menschen am Bremer Hauptbahnhof. «Die reine Vertreibungspolitik hat uns bislang keinen Schritt weitergebracht», kritisierte Altenfelder am Freitag mit Blick auf den «Tag der Wohnungslosen» am 11. September. Ein bloßes «Entsorgen» werde das Problem niemals lösen: «Es müssen Akzeptanzräume geschaffen werden, und die können nicht am Stadtrand liegen.»
Für Menschen ohne ein eigenes Dach über dem Kopf sei der Bahnhof «das Wohnzimmer», bekräftigte die Diakoniepastorin. «Der Bahnhof muss für alle Bremerinnen und Bremer und alle Gäste ein akzeptables Umfeld sein.» Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus sagte, das Schicksal wohnungsloser Menschen dürfe nicht nur durch die Schuld- und Kriminalitätsbrille betrachtet werden. Nötig seien nachhaltige Strategien.
Altenfelder findet es bemerkenswert, wie viele Unterstützende es gibt, eine Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Behörden vermisst sie allerdings. Der vermehrt geäußerte Vorwurf, zeitlich begrenzte Essensausgaben wie zum Beispiel die des Kältebusses der Johanniter würden Wohnungslose an den Hauptbahnhof «locken», bezeichnete sie als haltlos. Obdachlose hielten sich sowieso dort auf, würden aber durch das Engagement überwiegend Ehrenamtlicher zumindest kurzfristig Menschlichkeit erfahren.
Die leitende Theologin wünscht sich für den Hauptbahnhof eine Langzeit-Strategie. «Diese zu erarbeiten, ist Aufgabe der Behörden.» Die Diakonie unterstütze dabei gerne. So könne auf Dauer ein besseres Klima entstehen. «Und dies kommt nicht nur den Wohnungslosen zugute, sondern auch allen, die den Hauptbahnhof täglich passieren, wenn sie auf dem Weg in ihr Zuhause sind.»
Kuschnerus forderte, die Kommune müsse die Wohnungslosigkeit durch ausreichend sozialen Wohnungsbau wirkungsvoll bekämpfen und soziale Initiativen stärken. Die Mittel für die Schuldnerberatungen müssten verstärkt, diakonische Angebote rund um den Bahnhof dürften nicht behindert werden: «Dafür muss im Haushalt ausreichend Geld bereitgestellt werden. In Zeiten knapper Kassen ist diese gesellschaftspolitische Aufgabe aus meiner Sicht unerlässlich.»
Kirche-Oldenburg
Diakonie und Kirche kritisieren «reine Vertreibungspolitik»