Seit längerer Zeit schon wird über die Frage gesprochen, wie die Erde für die Menschen lebenswert erhalten werden kann. Meldungen über Plastikmüll im Meer, zu hoher Schadstoffausstoß bei Autos, Minimallohnarbeit in der Bekleidungsproduktion und Hungerkatastrophen in Dürregebieten sprechen jedoch eine andere Sprache. Dabei unterzeichneten alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Ihr Kernstück sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. „Geht das uns etwas an und können wir etwas dafür tun?“ fragt ein Initiativprojekt im Ammerland, das in der letzten Woche seinen Start erlebte, und antwortet mit einem klaren „Ja!“. Dieses Projekt wird von Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen – finanziert und in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Ammerland durchgeführt.
  
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung oder auch Sustainable Development Goals (SDG) sind von allen 193 Staaten der Vereinten Nationen beschlossen worden. Sie gelten damit praktisch auf der ganzen Welt, und eben auch in jedem Ort und jeder Region in Deutschland. Im Evangelischen Haus in Westerstede gab Wolfgang Obenland vom „Global Policy Forum“ in einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Start des Projektes einen Überblick zur grundsätzlichen Bedeutung und zum Verständnis dieser „Agenda 2030“ und ihrer 17 Ziele.
  
Dass alle Ziele von Nachhaltigkeit nicht nur in entwicklungspolitischen Zusammenhängen eine Rolle spielen, sondern auch in ganz konkrete Handlungsanleitungen „vor Ort“ im Ammerland münden können, bildete eine wichtige Botschaft des Referenten. Obenland sprach mehrfach die örtliche Ebene an, für die der Deutsche Städtetag bereits eine Resolution auf den Weg gebracht und die Kommunen dazu ermuntert hat, sich zu engagieren.
  
Beispielhaft stellte der Referent aus Bonn mit der Energiesicherung, dem ausreichenden Wasser, der inklusiven Bildung, der Gesundheit und der Überwindung der Armut fünf der 17 Ziele vor. Im Vortrag und in der anschließenden lebhaften Diskussion wurde rasch deutlich, wie eng die theoretisch formulierten Ziele mit der ganz konkreten und „praktischen“ Arbeit vor Ort verknüpft sind, sowohl der politischen und sozialen wie auch der kulturellen und pädagogischen Tätigkeit verschiedener gesellschaftlicher Einrichtungen und Träger.
  
Um solche Aktivitäten zu bündeln und neue zu begründen, hat Engagement Global in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Ammerland das Projekt „SDGs im Ammerland“ ins Leben gerufen. Das Motto: „Die Zukunft, die wir uns wünschen. Das Ammerland, das wir brauchen“. Engagement Global ist Ansprechpartnerin für entwicklungspolitisches Engagement in Deutschland und im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung tätig. Als begleitende Partnerin stellte Bianca Perčić, Mitarbeiterin in der Außenstelle Hamburg, die Organisation und ihre Tätigkeiten vor.
  
Allgemeine Zustimmung fand Peter Tobiassen als Vertreter des Bildungswerkes und Projektinitiator mit der Feststellung, dass der Kirchenkreis Ammerland eine sehr geeignete Ebene darstelle, um externe Fachleute und örtliche Multiplikatoren zusammen zu führen. Als Ziel wünschte er sich, gemeinsam für eine ökologisch, sozial und kulturell nachhaltige Gesellschaft im Ammerland einzutreten und damit zugleich für die inhaltlich kongruenten kirchlichen Ziele Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
  
Um auch die jüngere Generation mit Schulen und Jugendgruppen zu beteiligen, sollen mit geeigneten Angeboten auch die sozialen Medien in die Öffentlichkeitsarbeit eingebunden sein. Dies stellte Helena Inkermann in Aussicht, die sich in der ev.-luth. Landeskirche in Oldenburg der Umwelt- und Entwicklungsbildung widmet, das Projekt „Zukunft einkaufen“ leitet und ebenfalls das Kooperationsprojekt von Engagement Global und dem Bildungswerk begleitet.
  
Moderiert von Barthel Pester (Oldenburg) verdeutlichten mehrere Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, dass in ihren Wirkungskreisen vielfältige Anknüpfungspunkte bestehen. Beispielhaft genannt wurden die hochwertige frühkindliche Erziehung und Bildung in Kindertagesstätten oder auch Probleme im Umgang mit Moorlandschaft und Landwirtschaft, die Pastorin Sabine Feuerhake aus Reekenfeld ansprach. Ein vorhandenes großes Potential an bürgerschaftlichem Engagement könne und müsse zielgerichtet ausgeschöpft werden.
  
Eine Initiativgruppe aus Wiefelstede wies darauf hin, dass gerade im Ammerland noch Strukturen und Netzwerke der seinerzeitigen „Agenda 21“ vorhanden seien, die es aufzugreifen gelte. Das Rad müsse nicht überall neu erfunden werden und es könnten private und Vereinsaktivitäten, örtliche Ideen und kommunalpolitische Bestrebungen verbunden, gebündelt und damit verstärkt werden. Einigkeit bestand in der Notwendigkeit, die starren, schwerfälligen und teilweise unberechenbaren politischen Strukturen, vor allem auf höheren Ebenen, aufbrechen zu müssen. Die Verantwortlichkeit für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie innerhalb der deutschen Bundesregierung ist derzeit in mehreren Ressorts verankert.
  
Mit der ersten Veranstaltung des Projektes wurden somit die inhaltlichen Voraussetzungen geschaffen für spezifische „Ammerländer Ideen und Initiativen“, möglichst mit Vorbildcharakter. Einig waren sich die Teilnehmenden auch darin, dass es nirgendwo reicht, Symptombekämpfung durchzuführen, sondern um die Schärfung und Veränderung des Bewusstseins geht in Verbindung mit dem Erfordernis, im politischen Raum auf den Wandel bestimmter struktureller Systeme hinzuwirken. Leere Worte müssten als solche entlarvt werden im Wissen, dass es um die Zukunft aller Menschen geht. Die berüchtigten „Wachstumspfade“ seien dabei auf Dauer nicht der richtige Weg.
  
Das Projekt „SDGs im Ammerland“ von Engagement Global und dem Evangelischen Bildungswerk Ammerland wird mit drei weiteren Vortragsveranstaltungen und Referenten aus der überregionalen Kirche und Politik im Herbst fortgesetzt. Noch vor den Sommerferien, am 21. Juni um 19 Uhr, wird es ein erstes „Treffen Ideenschmiede“ in Westerstede geben, um angestrebte örtliche Arbeitsgruppen und Teilprojekte in den Blick zu nehmen unter der Leitfrage: Was muss und kann auf dem Gebiet des Kirchenkreises Ammerland passieren, um die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen?
    
Nach den Sommerferien ist eine Veranstaltungen am Donnerstag, 23. August, 19 Uhr, im Ev. Gemeindehaus, Denkmalsplatz 5, 26180 Rastede, geplant. Dort wird Dr. Ruth Gütter, Referentin für Fragen der Nachhaltigkeit bei der Evangelischen Kirche in Deutschland, Impulse zu den Ziele 2 (Hunger beenden, Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft fördern), 5 (Geschlechtergleichstellung), 10 (Abbau von Ungleichheiten) und 12 (Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktionsmuster) und deren Bedeutung für das Ammerland geben.
Anmeldungen bitte unter www.eeb-niedersachsen.de/Veranstaltung/820180522 oder 04488/77151.

Source: Kirche-Oldenburg