In einem Festgottesdienst in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche wurde am Sonntag, 18. Februar, Pfarrer Jan Janssen feierlich aus dem Bischofsamt der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg verabschiedet. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Dr. hc Volker Jung, der als Vertreter der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) die Verabschiedung von Pfarrer Jan Janssen aus dem Bischofsamt übernahm, würdigte Janssen als einen, der es vermag, „von der Gotteskraft des Evangeliums zu reden und das zu leben“. Das habe Bischof Janssen bewegt. „Was das Evangelium als Gotteskraft bedeutet und wie wir es leben und zur Sprache bringen können, war für ihn Maßstab – in den gesellschaftlichen Debatten etwa um die Aufnahme von geflüchteten Menschen und in dem innerkirchlichen Reformprozess, in dem mit einem Zukunftskongress im Jahr 2012 wichtige Weichen gestellt wurden,“ so Jung.

„Das Evangelium als Gotteskraft war für Bischof Janssen auch Antriebskraft für sein Engagement über seine Kirche hinaus: in der Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, in den ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche, die in Oldenburg eine lange und gute Tradition haben, in den Partnerschaften mit Togo und Ghana, in seinem Engagement in der EKD und für die EKD“, hob Jung hervor. So nah und präsent Bischof Jan Janssen vor Ort in den Gemeinden seiner Kirche gewesen sei, so sehr habe er auch stets gezeigt, „dass uns das Evangelium hineinstellt in die weltweite Gemeinschaft aller Christinnen und Christen – und uns auch ruft zum Gespräch mit Menschen anderer Religionen.“ Dafür stehe nicht zuletzt auch Janssens Engagement im Zentralausschuss des Weltkirchenrates.

Zu Beginn seiner Predigt hob Pfarrer Jan Janssen hervor, dass sich der Text aus dem Matthäus-Evangelium (4,1-11) über die Versuchung Jesu in der Wüste am ersten Sonntag in der Passionszeit nicht für eine Abschiedsrede eigne, sondern ein immer neues Anfangen mit dem Wort Gottes fordere. Gottes Worte seien und blieben Lebensmittel gerade in einer Welt der totalen Kommunikation, in der die Quantität der Qualität des Wortes so sehr zum Schaden sei. Zwar sei zwischen Menschenwort und Gotteswort zu unterscheiden, aber Worte könnten Wunder wirken. „Worte gehören nicht auf die Goldwaage, sondern auf die Brotwaage!“, sagte Janssen in seiner Auslegung des Bibelverses „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ Darum sei zu fragen: „Dient, was du sagst dem Leben? Gibt, was du redest, anderen zu beißen? Tut es was gegen den Hunger?“

Das verheißungsvolle Wort Gottes biete genau das alles: „nahrhafte Lebenskraft und visionären Vorgeschmack in den Verben des Friedens, dem Buchstabieren der Gerechtigkeit, in der Grammatik des Miteinanderteilens. Diese Sprache Gottes müssten wir Menschen immer noch mehr erlernen!“ Dieses Hören auf das Wort, dieses Handeln nach dem Wort sei Orientierung, die aus diesem Evangelium zu heben sei. „Bleiben wir auf der Suche danach!“, mahnte Janssen. „Investieren wir unsere Energie in diese Theologie im Sinne einer Rede von Gott.“ Denn das Evangelium sei ein nahrhaftes Wort, an das sich die Menschen auch in Wüstenzeiten und Durststrecken halten könnten.

An dem Festgottesdienst, der gemeinsam von den Mitgliedern des Kollegiums des Oberkirchenrates gestaltet wurde, nahmen mehr als 400 Gäste aus den Kirchengemeinden, aus den benachbarten Kirchen, aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft teil. Pfarrer Jan Janssen hatte im November 2017 seinen Verzicht auf das Bischofsamt erklärt und nach gut neun Jahren die Verantwortung in diesem Leitungsamt abgegeben. Bis zum 31. Januar war Pfarrer Janssen mit der Vertretung im Bischofsamt beauftragt. Im Herbst dieses Jahres übernimmt er die Stationsleitung der Deutschen Seemannsmission e.V. (DSM) in Rotterdam (Niederlande).

Neun Jahre im Bischofsamt

Der im April 1963 in Bad Bevensen geborene Pfarrer Jan Janssen war 2008 zum Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gewählt und am 29. September 2008 ins Bischofsamt in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche eingeführt worden. Von 2002 bis 2008 war er Kirchentagspastor des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Als Gemeindepastor arbeitete er in Wiefelstede (1994 bis 1996) und in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven (1997 bis 2002).

Hier finden Sie die Ansprache von Kirchenpräsident Dr. Dr. hc Volker Jung sowie die Predigt von Pfarrer Jan Janssen im vollen Wortlaut im Format PDF.


Grußworte zur Verabschiedung von Pfarrer Jan Janssen aus dem Bischofsamt

Im Anschluss an den Festgottesdienst würdigte Synodenpräsidentin Sabine Blütchen Pfarrer Jan Janssen als einen „Auf-Gott-Seher“. Er habe „die Texte der Bibel in unsere Zeit und zu den jeweiligen Anlässen transformiert“, mit dem Ziel, „das alte Gesicht der Erde zu verändern, sie aufleben zu lassen und damit auch die Menschen.“ Als Bischof sei ihm „in all den Facetten des Amtes“ die geistliche Leitung sehr wichtig gewesen, hob Blütchen hervor. Die Fragen, wie Kirche in einer sich verändernden Welt aussehe und was die oldenburgische Kirche künftig noch leisten könne, habe „Sie und uns alle in diesen letzten neun Jahren ständig beschäftigt.“ Seine besondere Stärke sei es gewesen, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, andere dafür zu gewinnen, gemeinsam etwas zu erreichen. Das habe die oldenburgische Kirche vorangebracht.

Dass Pfarrer Janssen nun Seemannspastor in Rotterdam werde und den diakonischen und seelsorgerlichen Aspekten im Pfarrberuf mehr Gewicht geben wolle, überrasche eigentlich nicht, schloss Blütchen. „Meer, der weite Horizont und das Gekreische der Möwen bestimmen den äußeren Rahmen. Wer Sie kennt, weiß, dass dafür Ihr Herz schlägt. Berge, enge Täler und das Fiepen der Murmeltiere wären für Sie keine Alternative.“ Für die neuen Aufgaben überreichte Sabine Blütchen ihm deshalb ein Logbuch und einen Kompass, damit die Erfahrungen aufgezeichnet werden könnten und der Kurs stimmen möge.

Der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne dankte im Namen der Niedersächsischen Landesregierung Pfarrer Janssen für sein vielfaches Engagement, „das nicht nur Ihrer Kirche, sondern unserem gesamten Land zu Gute gekommen ist.“ Dabei habe Janssen stets den besonderen Charakter des Oldenburgischen gepflegt und betont. So habe er auf kirchenpolitischer Ebene „die Eigenständigkeit, das Selbstbewusstsein und gleichzeitig die Kooperationsbereitschaft“ der oldenburgischen Kirche unterstrichen und mit der „Oldenburger Ortsbestimmung“ für „eine Vielfalt auch im Bereich des Glaubens geworben, als ein eigenständiger und selbstbewusster Teil eines Ganzen, zwischen den Reformierten im Nordwesten bis hin zu den Niederlanden und in der Nachbarschaft zu den Lutheranern in Braunschweig oder Hannover.“ Dabei habe Janssen „Gottes Geist erfahrbar und erlebbar gemacht, und dies oft in ökumenischem Rahmen.“

„Ihr Wirken als Bischof ist für mich ein glaubwürdiges Zeugnis eines tiefen christlichen Glaubens. Dafür gebührt Ihnen mein Respekt und mein von Herzen kommender Dank“, sagte der Bischöfliche Offizial Weihbischof Wilfried Theising und dankte „für all das Gute, das Sie in den ökumenischen Dialog eingebracht haben – durch Worte, Gebet, konkretem Tun, Zeichen und Gesten und mit Ihrer ganzen Person.“ Die Ökumene im Oldenburger Land sei lebendig, geistlich und konkret, betonte Theising und „Sie, lieber Bruder Janssen, haben über neun Jahre hinweg als Bischof in Ihrer Kirche aktiv dabei mitgewirkt, das Verhältnis zwischen unseren Kirchen positiv weiter zu entwickeln und zu bereichern.“ Nicht nur er, sondern auch viele andere hätten ihn dabei „als einen Menschen erlebt, der sich mit offenen Ohren, einem weiten Herzen und mit klarem Verstand den Aufgaben stellt und den Menschen fair begegnet“, so Weihbischof Theising. Zum Abschied überreichte er Pfarrer Janssen ein Kreuz, das diesen auch an seiner neuen Wirkungsstätte begleiten möge.

An den Werder Bremen-Fan Jan Janssen überbrachte am Ende des Empfangs Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker „grün-weiße Grüße“ vom Werder-Bremen-Geschäftsführer Frank Baumann, von Trainer Florian Kohfeldt und der gesamten Bundesligamannschaft, die ihm für die neue berufliche Herausforderung „alles erdenklich Gute“ wünschten, verbunden mit der Bitte: „Bleiben Sie uns weiter treu!“

Hier finden Sie die Grußworte im Wortlaut im Format PDF:

Synodenpräsidentin Sabine Blütchen
Kultusminister Grant Hendrik Tonne
Bischöflicher Offizial Weihbischof Wilfried Theising
  
Source: Kirche-Oldenburg