Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes gibt ihren mit 2500 Euro dotierten Gottesdienstpreis in diesem Jahr an die Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven.

Seit 2001 gedenkt die Gemeinde der Christus und Garnisonkirche an jedem der sieben Tage vor Ostern an unterschiedlichen Orten der Stadt geschichtlicher und gegenwärtiger Ereignisse. 2016 erinnerte die Gemeinde vor der örtlichen Flüchtlingshilfe an Menschen auf der Flucht. Vor einem früheren Bunker erinnerte sie an die Toten der Bombardierung Wilhelmshavens in Zweiten Weltkrieg. Und vor einem Kanonenrohr am Marinemuseum und vor dem Altarbild der Garnisonkirche gedachte sie der Toten der Skagerak Schlacht.

Die Gemeinde nennt diese Orte Passionspunkte. Sie stellt bei jeder der 35-minütigen Andachten ab 18 Uhr ein Holzkreuz auf, lässt eine Expertin oder einen Experten zu Wort kommen und bringt die Passion Jesu in Bezug zum geschilderten Geschehen.

Für den diesjährigen Gottesdienstpreis waren Gedenkgottesdienste ausgeschrieben worden. Die Jury der Gottesdienst-Stiftung hat an den Passionspunkten aus Wilhelmshaven die politischen Lesart der Passion Christi beeindruckt. Fachleute vermitteln das einzelne Ereignis aus dem öffentlichen Leben der Stadt präzise und schärfen das lokale Geschichtsbewusstsein. In einer biblischen Auslegung wird die Passion Christi dazu in Bezug gesetzt. Das Team um die Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann lässt Profimusiker die Andachten musikalisch umrahmen und begleiten.

Laut Jury werde so »die Stadt Wilhelmshaven gottesdienstlich kartographiert«. Die Passionspunkte wurden 2016 zum 16. Mal gefeiert. Die Ausdauer und der stets gute Besuch dieser Andachten sprechen für die Tragfähigkeit des Konzeptes. Die Passionspunkte sind mittlerweile Teil der Stadtkultur.

Für die Passionspunkte vom 20. bis 26. März 2016 warb ein ästhetisch ansprechender Flyer, der die Neugier mit Überschriften wie »111 Jahre«, »435 Menschen« und »28 cm« weckte. Am Marinemuseum, dem Jadebusendeich, der Kunsthalle und dem Krankenhaus nahmen mehr als 1200 Menschen teil.

Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes vergibt den mit 2500 Euro dotierten Gottesdienstpreis in diesem Jahr zum neunten Mal. Er wurde diesmal unter dem Thema Gottesdienst als Beitrag zur Erinnerungskultur ausgelobt. Bewertet wurden theologische, ästhetische und sprachliche Qualität, der sorgfältig recherchierte und zugleich kritische Umgang mit der Vergangenheit, die Wahl vertiefender biblischer Texte, die Wahl des Gottesdienstortes und die Beteiligungsmöglichkeiten für Personen des öffentlichen Lebens. Ein Überblick über die Passionspunkte 2016 und der vollständige Wortlaut zweier Gottesdienste können unter gottesdienst-stiftung.de abgerufen werden.

Mitglieder der Jury sind:

  • Christiane Berthold-Scholz, Hofgeismar
  • Beate Besser, Landeskirchenmusikdirektorin, Oldenburg
  • Heidrun Dörken, Senderbeauftragte für den Hessischen Rundfunk, Frankfurt / Main
  • Prof. Dr. Holger Eschmann, Theologische Hochschule Reutlingen
  • Dr. Folkert Fendler, Rektor Pastoralkolleg Niedersachsen, Loccum
  • Prof. Dr. Ansgar Franz, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft und Holiletik, Mainz
  • Prof. Dr. Lutz Friedrichs, Referent für Gottesdienst, Kassel
  • Anne Gidion, Rektorin Pastoralkolleg der Nordkirche, Ratzeburg
  • Dr. Stephan Goldschmidt, Vorsitzender der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes und Gottesdienstreferent der EKD, Hannover
  • Dr. Hanna Kasparick, Predigerseminardirektorin, Lutherstadt Wittenberg
  • Dr. Andreas Leipold, Gefängnisseelsorger, Bad Hersfeld
  • Jörg Persch, Geschäftsführer Brill Deutschland GmbH
  • Prof. Dr. Marcel Saß, Lehrstuhl für Religionspädagogik und Liturgik, Marburg
  • Prof. Dr. Ulrike Wagner-Rau, Lehrstuhl für Praktische Theologie, Marburg
  • Burkhard Weitz, Chrismon-Redakteur, Frankfurt
  • Helmut Wöllenstein, Propst des Sprengels Waldeck und Marburg, Marburg

Hier finden Sie Informationen über die Passionspunte 2017.