„Das war mal ein Sommer, der den Namen verdient hat, keine Probleme mit abgesoffenen Zelten – wunderbar. Und das hat man auch an der gesamten Stimmung gespürt“, erzählt Nadja. Die anderen Teamer stimmen ihr zu als es um eine kurze Bilanz zur Saison von „Kirche Unterwegs“ geht.
Nadja kennt sich aus, die 30-jährige Soldatin aus Schortens gehört zum Kreis der langjährigen Teamer bei „Kirche Unterwegs“, sie kennt fast alle Unwägbarkeiten, die auf den Campingplätzen vorkommen können – einschließlich Dauerregen, Starkregen-Ereignisse, Einschränkungen und Auflagen durch Corona.
Diesmal sei die Stimmung außergewöhnlich gut gewesen, meint sie und viele der anderen Teamer stimmen zu. Das mag am guten Wetter liegen, aber auch daran, dass man von Corona so gut wie nichts mehr gespürt habe – „Man fühlte sich viel freier“, sagt Nadja.
Es ist eine fröhliche Runde, die an einem der letzten Tage der diesjährigen Aktion von „Kirche Unterwegs“ am Rande eines Kindervormittags vor dem großen Kirchenzelt zusammen sitzt. Gerade noch haben sie mit etlichen Kindern gesungen, Bewegungsspiele veranstaltet, bei einer Rallye nach einem Schatz gesucht. Vor allem die jüngeren sind jetzt aufgeregt, weil sie nach ihrer Meinung gefragt werden und weil Fotos geschossen werden. Die Jüngeren, das sind Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren. Sie sind in diesem Sommer auf dem Campingplatz in Schillig / Landkreis Friesland ganz ungeplant in die Rolle des Nachwuchses hineingewachsen.
Amelie, Melina, Johanna, Florian, Joy und Elina sind Kinder von Dauercampern in Schillig. Sie sind seit vielen Jahren bei fast allen Aktionen von „Kirche Unterwegs“ dabei und begannen in diesem Jahr immer öfter, einfach mal mit anzupacken. „Man hat gesehen, wie viel Spaß ihnen das gemacht hat und sie haben immer wieder gezeigt, dass man sich auf sie verlassen kann. Da drängte sich der Gedanke auf, dass sie im Grunde auch schon Teamer sind“, erzählt Diakon Volker Pickrun, der in der Oldenburgischen Kirche im Bereich Kirche und Tourismus das Projekt „Kirche Unterwegs“ verantwortet. Diese Entwicklung sei dann gezielt gefördert worden. Die Gruppe der Jüngsten hat an einem Tag bereits ein komplettes Abendprogramm erstellt: Begrüßung inklusive Sprechen vor großem Publikum, ein selbst erdachtes Puppenspiel vorstellen, gemeinsames Singen und Spielen, das alles habe sehr gut geklappt, lobt Pickrun. Dass sie alle entsprechende T-Shirts mit Aufdruck erhalten haben und damit das gleiche Outfit wie die bereits ausgebildeten Teamer haben, macht sie nun besonders stolz.
„Kirche Unterwegs“ übt eine eigenartige Faszination aus. Ulli und Lucas waren vor kurzem mit ihrer sieben Monate alten Tochter Hanna in Schillig – zum Urlaub. Dann entdeckten sie das Zelt von „Kirche Unterwegs“. Ulli war früher oft als Teamerin dabei, jetzt ist sie in Elternzeit, ihr Mann schreibt gerade an seiner Doktorarbeit in Physik, beide können sich ihre Zeit also frei einteilen. „Wir haben uns spontan entschieden und sind nach dem Urlaub wieder hier: Ulli als Teamerin, ich, um Hanna zu betreuen“, erzählt Lucas. Die Faszination kennt auch Laura aus Frankfurt. Die 29-Jährige, die in der Firmenberatung arbeitet, kommt jedes Jahr zurück und engagiert sich im Urlaub für „Kirche Unterwegs“. Alex ist ganz neu dabei, Nadja hatte ihn geworben und der 23-Jährige Finanzfachmann ist begeistert. Er will im kommenden Jahr wieder dabei sein – „Hoffentlich klappt das mit dem Urlaub in dem Zeitraum“, sagt er.
Und dennoch ist die Personalknappheit immer wieder ein Problem bei „Kirche Unterwegs“. Corona habe in diesem Jahr so gut wie keine Einschränkungen mehr zur Folge gehabt, erzählt Pickrun. Doch aufgrund der Einschränkungen der vergangenen Jahre hapere es bei der Ausbildung von Nachwuchsteamern. „Und viele der langjährigen Mitarbeiter fühlen sich durch die letzten Jahre so ausgelaugt, dass sie abgewinkt haben: wir brauchen selber dringend Urlaub ohne Verantwortung, habe ich oft gehört“, sagt Pickrun. Doch gerade sie würden dringend benötigt: „Wenn die älteren Teamer wegbrechen, dann fehlt die Teamleitung. Für diese Position ist ganz einfach langjährige Erfahrung nötig.“
In diesem Jahr gab es auch nicht ganz so viele Besucher im Kirchenzelt und auf der angrenzenden Wiese. „Das Wetter war so sonnig, mag sein, dass viele Familien mehr Ausflüge geplant haben, öfter am Stand waren oder Eltern auch einfach Befürchtungen hatten, wenn sich die Kinder oder sie selber längere Zeit in der direkten Sonne aufhalten.“
Zum Hintergrund:
„Kirche Unterwegs“ ist ein Projekt der Evangelisch-Oldenburgischen Kirche. Während der niedersächsischen Sommerferien werden auf Campingplätzen entlang der Küste regelmäßig unterschiedliche Programme für Kinder und Erwachsene angeboten. Dafür werden auf den Plätzen Camps eingerichtet: Wohnwagen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie ein Verpflegungszelt und ein großes Kirchenzelt. In diesem Jahr beschränkte sich das Angebot auf die Campingplätze in Hooksiel und in Schillig (in früheren Jahren war „Kirche Unterwegs“ auch in Dangast und in Falkensteinsee), Grund dafür ist Personalmangel.
Ein Beitrag von Annette Kellin
Kirche-Oldenburg
„Ein Sommer, der den Namen verdient hat“