Lingen (epd). Atomkraftgegner haben entsetzt auf einen Medienbericht reagiert, nach dem der französische Betreiber der Brennelementefabrik in Lingen, Framatome, für diese Anlage ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Staatskonzern Rosatom gegründet hat. Dieser Deal könne dem Kreml den Zugang zur kritischen Atom-Infrastruktur in Deutschland öffnen, warnten der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), regionale Initiativen sowie die Ärztevereinigung IPPNW am Mittwoch. Die «Neue Osnabrücker Zeitung» hatte am Dienstag gemeldet, dass das gemeinsame Unternehmen von Framatome und Rosatom im Lingener Werk künftig Brennelemente auch für Reaktoren russischer Bauart fertigen will.

Seit 13 Monaten führe Russland einen blutigen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagte BBU-Sprecher Udo Buchholz. Der «Kreml-Konzern» Rosatom sei daran durch die Besetzung des ukrainischen Atomkraftwerkes Saporischschja unmittelbar beteiligt. Doch der französische Atomkonzern Framatome tue so, als sei Rosatom weiterhin ein Geschäftspartner wie jeder andere. «Warum springen bei diesem unverantwortlichen Atomdeal in Hannover und Berlin nicht sofort alle Signale auf Rot?»

In Lingen würden aktuell die Energie-Fehler der Vergangenheit einfach wiederholt, von einer Abhängigkeit zur nächsten, fügte Buchholz hinzu. «Wir brauchen dringend ein politisches Veto aus Hannover und Berlin.» Am wirkungsvollsten sei natürlich die Stilllegung der Lingener Brennelementefabrik im Rahmen eines umfassenden Atomausstiegs. Für den 15. April haben Umweltschützer vor der Brennelementefabrik in Lingen eine Kundgebung angekündigt, um den Einstieg von Rosatom zu verhindern. An diesem Tag laufen auch die Betriebsgenehmigungen für die Atomkraftwerke Emsland bei Lingen, Neckarwestheim-2 in Baden-Württemberg und Isar-2 in Bayern aus.
 

Kirche-Oldenburg
Entsetzen über russischen Einstieg in Lingener Atomfabrik