Der Aussiedlerbeauftragte der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Pfarrer Dr. Oliver Dürr, hat dazu aufgerufen, sich des Stalin-Erlasses zur Deportation der Russlanddeutschen zu erinnern, der sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt. Der 28. August 1941 sei zum Schlüsselereignis für die Leidensgeschichte der Russlanddeutschen geworden und bilde eine besondere Art der Identität auch für die nachfolgende Generation, so eine Stellungnahme der Konferenz der Aussiedlerseelsorge in der EKD.
Es sei ein „gutes Zeichen geschwisterlicher Nächstenliebe, um das Gedenken innerhalb der russlanddeutschen Familien zu wissen und es ins Gebet zu nehmen“, so der Aussiedlerbeauftragte der oldenburgischen Kirche.
Im Folgenden finden Sie einen Beitrag von Pfarrer Dr. Oliver Dürr:
Der Stalin-Erlass – Ein tragischer Tag im Jahr 1941
Es ist uns im Oldenburger Land ganz selbstverständlich geworden, dass die Geschichte der Vertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zur Oldenburger Kirchengeschichte dazugehört, denn diese Zugewanderten siedelten sich nach 1945 im Oldenburger Land an und wurden somit Glieder der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 sind allerdings weitere lutherische Christinnen und Christen aus der ehemaligen Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten zu uns gekommen, deren Präsenz heute als ganz unauffällig gilt oder als selbstverständlich wahrgenommen wird, weil gerade im Oldenburger Münsterland die meisten Kirchengemeinden mehrheitlich junge und wachsende Gemeinden dank der russlanddeutschen Spätaussiedler geworden sind. Das hat die südlichen Kirchengemeinden praktisch vor der Vergreisung oder der völligen Marginalisierung bewahrt.
Insofern gehört heutzutage neu auch die Beheimatung der Deutschen aus Russland, Kasachstan usw. zur Migrationsgeschichte des Oldenburger Landes und deren lutherischen Kirche, denn etwa 50.000 der heute rund 420.000 lutherischen Christinnen und Christen entstammen dieser Herkunft.
Über die Geschichte der Russlanddeutschen wissen wir allerdings noch zu wenig. Deswegen soll hier auf ein wichtiges Ereignis hingewiesen werden: den sogenannten Stalin-Erlass. Die Konferenz der Aussiedlerseelsorge in der EKD erinnert wie folgt:
„In diesem Jahr jährt sich nämlich zum 75. Mal der Stalin-Erlass zur Deportation der Russlanddeutschen. Der 28. August 1941 ist zum Schlüsselereignis für die Leidensgeschichte der Russlanddeutschen geworden und bildet eine besondere Art der Identität auch für die nachfolgende Generation.
Vor genau 75 Jahren gab das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR per Erlass bekannt, dass alle Deutschen der Wolgagebiete unverzüglich und restlos umgesiedelt werden müssen. Das gleiche Schicksal erfuhren weitere Deutsche in anderen Siedlungsgebieten der Sowjetunion. Sie wurden aus den europäischen Teilen der Sowjetunion nach Osten in sogenannte Sondersiedlungen deportiert und anschließend vielfach zur Zwangsarbeit im Lagersystem des GULAG verpflichtet. Die Maßnahme stand im Kontext des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941. Alle Sowjetdeutschen wurden kollektiv angeschuldigt, mit Hitlerdeutschland zu kollaborieren – eine unrechtmäßige Annahme, die Stalin als Begründung für seine Politik diente. Repressionen gegenüber Russlanddeutschen hielten auch nach Kriegsende an. In ihre Heimatgebiete durften sie nie zurückkehren.
Für die Erlebnisgeneration und deren Kinder ist ein besonderer Tag des Erinnerns, verbunden mit der Klage über das erfahrene Leid und des Dankes für Gottes Nähe im Leid.“
Es wäre ein gutes Zeichen geschwisterlicher Nächstenliebe, um das Gedenken innerhalb der russlanddeutschen Familien zu wissen und es ins Gebet zu nehmen.
Weitere Informationen zum Gedenkgottesdienst der EKD in Essen/ Ruhr finden sich auf der Website der Aussiedlerseelsorge der EKD Unter: www.ekd.de/seelsorge/aussiedler/aktuelles.html
Eine Arbeitshilfe findet sich unter folgendem Link: www.ekd.de/seelsorge/aussiedler/links.html
Ein Beitrag von Pfarrer Dr. Oliver Dürr, Aussiedlerbeauftragter der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.
Source: Kirche-Oldenburg