„Reformation neu feiern: Wahrheit“ – so lautete das Motto des Radiogottesdienstes zum Reformationstag, der am Donnerstag, 31. Oktober, live aus der Stadtkirche in Jever bei NDR Info und Deutschlandfunk übertragen wurde. In seiner Predigt (zu Mt. 10,27) betonte Bischof Thomas Adomeit, dass Jesus von seinen Jüngern und Gefährtinnen ein klares Bekenntnis zu ihrem Glauben gefordert habe. Die Anhänger seien damals mutig, aber auch ausgesprochen erfolgreich gewesen. Auch ohne moderne Medien hätten sich die Nachrichten über den liebenden Gott wie ein Lauffeuer verbreitet so Adomeit.
 
Die Herausforderungen, die mit einem klaren Bekenntnis verbunden seien, zögen sich durch die ganze Geschichte des Christentums bis heute. „Dass Menschen aber heute in Deutschland, jüdische Geschwister, weil sie sich zu ihrem Glauben bekennen und zum Gebet versammeln, deswegen Angst um Leib und Leben haben müssen, erfüllt mich mit großer Wut und Traurigkeit. Bedeutet das doch, dass in unserer Gesellschaft noch viel zu tun ist, damit sie ihrem eigenen Anspruch, eine freie und offene Gesellschaft zu sein, näherkommt“, so Bischof Thomas Adomeit.
 
Für Christinnen und Christen bedeute dies heute, dass sie die „Geschichte vom liebenden Gott auch in unserer Zeit weitererzählen müssen.“ Jesus rufe die Menschen in die Nachfolge. Gott wolle mit jedem Menschen persönlich zu tun haben, „ganz direkt, er will nicht gefürchtet, sondern geliebt und verstanden werden. Diese Erkenntnis hat die Welt verändert. Plötzlich war wichtig, was ich selbst denke, wozu ich mich selbst bekenne.“
 
Dass die Botschaft des gnädigen Gott wieder hörbar geworden sei, sei auch ein Verdienst von Martin Luther gewesen. Ihm sei es um ein neues Verstehen dieser Botschaft gegangen, so Adomeit. Luther habe Gottes Wort in der Bibel für viele Menschen zugänglich gemacht, dem Volk aufs Maul geschaut und die damalige Umgangssprache studiert, um das verständlich weitersagen zu können, was ihn am meisten umtrieb.
   
Ihn freue am heutigen Reformationstag besonders, dass die Menschen der Wahrheit eine Sprache geben könnten. Das müsse nicht alleine geschehen, sondern auch in Gemeinschaft, in der persönlichen Begegnung, im Austausch. Martin Luther wäre neidisch auf die heutigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation, so Adomeit. „Bekennen ist Begegnen mit einem Thema, das mich trägt. Reden, Tippen, Skypen wir davon! Auch mit Stickern und Emojis!“
 
Musikalisch wurde der Radiogottesdienst begleitet von Frauke Harland (Saxofon), Kantor Klaus Wedel (Orgel) und dem Posaunenchor der Gemeinde, liturgisch von Pfarrer Thorsten Harland und Lektorin Christina Kretschmer.
 
Informationen zur Stadtkirche in Jever
Viermal ist die gotische Stadtkirche zu Jever niedergebrannt, viermal ist sie wieder auferstanden: 1382, 1532, 1728 und zuletzt 1959. Immer wieder hat die Gemeinde ein neues Gotteshaus erschaffen, das sich in Stil und Architektur der jeweiligen Zeit anlehnte, aber architektonisch von den Vorgängerbauten erzählte.
   
Die Grundform greift auf das griechische Kreuz der über 1.000 Jahre alten Stadtkirche zurück. Das erste Gotteshaus wurde von angelsächsischen Mönchen errichtet. Dem traditionelle Ziegelmauerwerk steht heute der moderne Baustoff Beton gegenüber, die gefaltete Dachkonstruktion korrespondiert in ihren Giebeln mit den Häusern, die den Kirchplatz umgeben.
 
So entstand das heutige Ensemble mit einem jetzt freistehenden backsteinroten Kirchturm und zehn Glasbetonwänden im Inneren. Durch ihre Struktur lenken die Fenster den Blick auf den sakralen Mittelpunkt der Kirche, das Kreuz über dem Altar aus italienischem Granit. Das vier Meter hohe Stahlkreuz wurde vom Berliner Kunstschmied Fritz Kühn gefertigt. Der barocke Taufstein links neben dem Altar gehört zu den wenigen Ausstattungsgegenständen, die aus der alten Stadtkirche erhalten geblieben und nach wie vor in Gebrauch sind.
 
Mehr Informationen zur Kirche finden Sie unter: www.kirche-jever.de

Source: Kirche-Oldenburg