Gifhorn (epd). Die nach Angaben der Initiatoren bundesweit erste christlich-muslimische Kindertagesstätte ist am Donnerstag in Gifhorn offiziell eröffnet worden. Vielen Menschen hätte es sicher gut getan, wenn sie als Kinder in der Gemeinschaft und mit mehr Kenntnis und Verständnis für die Inhalte und Ausdrucksformen verschiedener Religionen groß geworden wären, sagte der evangelische Regionalbischof Dieter Rathing. «Manch beschämende Unkenntnis, manch dummes Vorurteil wäre wohl nicht in den Köpfen.»

Von August an betreuen in den Räumen einer früheren katholischen Kindertagesstätte vier Erzieherinnen insgesamt 15 Kinder zwischen einem und fünf Jahren, die etwa je zur Hälfte aus muslimischen und christlichen Familien stammen. Ein ähnliches Projekt sei bislang nur in Berlin geplant. Dort soll den Angaben zufolge im Jahr 2021 eine christlich-jüdisch-muslimische Kindertagesstätte eröffnen. Eine feste jüdische Gemeinde, die sich ebenfalls beteiligen könnte, gebe es allerdings in Gifhorn nicht.

Bei der Eröffnung wandte sich Landessuperintendent Rathing entschieden gegen rechtspopulistische Kritiker der «Zwei-Religionen-Kita»: Auch ihnen hätte es gut getan, unter dem pädagogischen Konzept einer religiösen Empfindsamkeit und einer kulturellen Toleranz in die Gesellschaft hineinzuwachsen, sagte der Theologe laut Redemanuskript. «Manches diffamierende Wort wäre wohl nicht gefallen.»

Der Vorsitzende des Planungskomitees, Martin Wrasmann, sagte, er hoffe, dass die Kita «Abrahams Kinder» in Gifhorn zu einem Leuchtturmprojekt werde und dass in den kommenden Jahren bundesweit auch andere Städte diese Idee aufgreifen werden. «Es ist mein Wunsch, das eine Kultur der Achtsamkeit herauswächst.» Schon der Name der Kita soll den Initiatoren zufolge zur Toleranz beitragen, da Abraham als der Urvater von Judentum, Islam und Christentum gilt.

In der neuen Einrichtung werde auf religiöse Bedürfnisse Rücksicht genommen, sagte Wrasman. So beschäftigten sich die Kinder mit Fragen, warum die einen Weihnachten, Ostern oder Ramadan feierten und die anderen nicht. Dem Vertreter der Moscheegemeinde, Yurtsever Rayman, zufolge ist eine der Voraussetzungen, dass muslimische Eltern sich beispielsweise darauf verlassen können, dass religiöse Speiseregeln eingehalten werden.

Zu den Trägern des Projekts zählt den Angaben zufolge die katholische Pfarrei St. Altfrid, die türkisch-islamische Gemeinde zu Gifhorn und die evangelische Dachstiftung Diakonie. Diese werden die Einrichtung den Angaben zufolge jährlich mit 20.000 Euro unterstützen. Im Planungskomitee seien zudem Vertreter der Stadt, der kurdischen Gemeinde und ein Pastor der evangelischen Kirche.

Source: Kirche-Oldenburg