Hannover (epd). In niedersächsischen Kindertagesstätten herrscht nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft "Verdi" teilweise ein eklatanter Personalnotstand. "Manche Kitas arbeiten monatelang mit großen Personallücken bis hin zur Betreuung in Notgruppen", sagte die hannoversche Erzieherin Martina Poppinga. Eltern würden dann gebeten, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Gerade in Urlaubs- und Krankheitsphasen geschehe dies inzwischen häufig. Die Kitas könnten die Lücken selbst kaum auffangen.
Der bisherige Ausbau von Ausbildungsplätzen an pädagogischen Fachschulen in Niedersachsen reiche bei weitem nicht aus, um den gestiegenen Bedarf an Erzieherinnen zu decken, kritisierte Poppinga. Von 2014 bis heute ist die Zahl der Berufsfachschülerinnen laut Zahlen des Kultusministeriums von 7.500 auf rund 8.500 gestiegen. Die Schulen würden ihre Kapazitäten gern weiter ausbauen, sagte Poppinga. Kitas seien Bildungseinrichtungen und müssten auch personell entsprechend ausgestattet werden.
Unter der Personalknappheit leide zudem die Praxisausbildung junger Kolleginnen, ergänzte die Ronnenberger Erzieherin Ute Heidutzek. Auch Praktikanten aus den Fachschulen könnten nicht aufgenommen werden, da den Erzieherinnen die Zeit zu ihrer Betreuung fehle. "Wir haben selbst für unsere Dienstbesprechungen kaum Zeit", sagte sie. "Das ist ein trauriger Zustand."
Beim verstärkten Ausbau der Kita-Betreuungsplätze habe die Politik versäumt, auch das zusätzlich notwendige Personal auszubilden, kritisierte Landesfachbereichsleiter Martin Peter von Verdi. Pädagogische Fachkräfte seien in Niedersachsen Mangelware. Der Fachkräftemangel werde sich in den kommenden Jahren noch zuspitzen, da die Nachfrage nach Betreuungsplätzen weiter steige und viele Beschäftigte in Rente gingen. In Niedersachsen seien im vergangenen Jahr mehr als 16 Prozent der Erzieherinnen 55 Jahre oder älter gewesen.
Der Beruf müsse dringend aufgewertet werden, forderte er. Dazu zähle auch, dass die vierjährige Ausbildung an den Fachschulen endlich vergütet werden müsse. "Viele Menschen würden gern als Erzieher arbeiten, können sich aber eine jahrelange Ausbildung ohne Bezahlung nicht leisten." Weitere Probleme seien die hohe Fluktuation in dem Beruf und die weiterhin geringe Attraktivität für Männer, sagte Peter. Dies liege auch an der "nicht ausreichenden Bezahlung".
Source: Kirche-Oldenburg