„Wir können nichts besser als die anderen. Animation gibt es ja überall, aber der christliche Hintergrund ist schon etwas Besonderes“, sagt Harald Herrmann über sein Aufgabenfeld mit zahlreichen Aktionen auf den Campingplätzen rund um den Jadebusen bei „Kirche Unterwegs“. Der Diakon, der in Jever lebt, ist seit fast zehn Jahren für die Urlauberseelsorge an der Küste verantwortlich. Wenn andere Urlaub haben, ist für ihn Hauptarbeitszeit, manchmal auch rund um die Uhr. Doch nun soll damit Schluss sein, Harald Herrmann geht in den Ruhestand, am Freitag, 2. Oktober, wird er in der Stadtkirche zu Jever in einem Gottesdienst um 17 Uhr verabschiedet.

Wenn Harald Herrmann mit der Verabschiedung in die „passive Phase der Altersteilzeit“ eintritt, stand er 38 Jahre im kirchlichen Dienst. Meist hat der heute 60-Jährige mit Jugendlichen gearbeitet und das hat ihm viel Spaß gemacht. Dabei kam er erst auf Umwegen zu seinem Beruf. Der gelernte Elektroniker kam im Zivildienst mit kirchlicher Arbeit näher in Kontakt. Beeindruckt habe ihn der damalige Diakon, sagt er.

Es folgte das Studium, das er aufgrund seiner ersten Ausbildung und weil er schon verheiratet war, berufsbegleitend absolvieren konnte. In der Praxis hieß das, es gab eine 30-Stunden-Stelle in der Gemeinde, zudem mussten rund 20 Stunden fürs Studium aufgewendet werden. Eine harte Zeit, aber es hat sich gelohnt. 1982 war Herrmann fertig und bekam seine erste Stelle als Jugenddiakon. Später übernahm er die Kreisjugendarbeit und war ab 2007 für die Urlauberseelsorge verantwortlich. „Das war schon gewöhnungsbedürftig, denn plötzlich war ich der einzige Mitarbeiter, musste mich um alles kümmern“, berichtet er.

Er arbeitete sich zügig ein und heute ist Harald Herrmann sozusagen Institution. Das ganze Jahr über ist er aktiv auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern, denn die Urlauberseelsorge bei „Kirche Unterwegs“ ist sehr arbeitsintensiv. Allein in diesem Jahr waren 55 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Die müssen erst einmal für das Projekt begeistert werden, zur Mitarbeit gewonnen und dann auch ausgebildet werden. Auch wenn immer ein Teil der Mitarbeiter im nächsten Jahr wieder mit dabei ist, kommen jedes Jahr viele neue Leute hinzu. Das liegt in der Natur der Sache, denn vielfach sind es Jugendliche zwischen Schule, Ausbildung und Studium, die hier mitarbeiten.

Wenn dann der Mitarbeiterkreis steht, die Schulungen abgeschlossen sind, geht es auf die Campingplätze. „Da ist es ganz einfach viel Material, was bewegt werden muss“, sagt Herrmann. Von den Campingwagen über die großen Zelte bis hin zum Grill und den Sitzbänken, die von der Andacht bis zum Grillabend für alle Gelegenheiten genutzt werden, muss alles auf die Plätze verteilt werden. „Das ist eine richtig große logistische Leistung“, sagt der Diakon. Wenn dann „Kirche Unterwegs“ die Zelte öffnet, hält sich Harald Herrmann im Hintergrund. Von Juni bis September, mal sechs Wochen, mal acht oder mehr Wochen, je nachdem wie viele ehrenamtliche Teams sich gefunden haben und wie die Ferien liegen, gibt es fast täglich mehrere Angebote. Das Handy ist dann bei Herrmann immer auf Empfang. Und da kann es auch schon mal passieren, dass mitten in der Nacht ein Sturm losbricht und der Diakon losmuss, um das Zelt zu sichern weil die Mitarbeiter vor Ort Unterstützung brauchen.

Es sei schon merkwürdig, seit Monaten jeden Handgriff mit dem Wissen zu tun, es sei das letzte Mal. Das letzte Mal die Campingwagen nach dem Einsatz ins Winterlager bringen, aber auch die letzte Mitarbeiterschulung, das letzte Urlauberseelsorgetreffen. Gleichwohl: die Freude auf den Ruhestand ist groß. Harald Herrmann und seine Frau sind nämlich selber Campingfans. „In jungen Jahren haben wir sehr viel von Europa gesehen, jetzt wollen wir Deutschland kennen lernen“, sagt er. Für ihn ist es selbstverständlich, jede Reise selber auszuarbeiten, das koste viel Zeit. Daneben liest er was ihm in die Finger kommt, am liebsten Krimis mit politischem Hintergrund oder Biografien.

Wie es in der Urlauberseelsorge weitergeht bleibt abzuwarten, vom Oberkirchenrat ist allerdings schon das Signal gekommen, dass die Arbeit weitergehen soll.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg